Freitag, 16. Dezember 2016

Schönenberg. Im Februar stimmen die Stimmbürger der Primarschulen Götighofen, Schönenberg-Kradolf und Sulgen über eine Fusion zur Volksschulgemeinde ab. Anfangs Woche haben die Behörden ihre Empfehlungen zur Abstimmung bekannt gegeben.

Am Montag haben die Verantwortlichen der Primarschulgemeinden Götighofen, Schönenberg-Kradolf und Sulgen sowie der Sekundarschulgemeinde Sulgen zur Medienkonferenz ins Schulhaus Schönenberg eingeladen. Grund dafür war die Bekanntgabe ihrer Empfehlungen für die Abstimmung vom 7. Februar über einen Zusammenschluss zur Volksschulgemeinde. Auch nach Ausarbeitung des Projekts, das der Bevölkerung am 22. November anlässlich eines Informationsabends im Auholzsaal in Sulgen präsentiert worden ist, zeichnet sich das gleiche Bild ab, wie bereits im März dieses Jahres. Während die Behörden der Primarschulgemeinden Schönenberg-Kradolf und der Sekundarschule Sulgen für eine gemeinsame Zukunft sind, wollen die Behörden der Primarschulen Sulgen und Götighofen lieber selbstständig weiterfahren.

Kein Handlungsbedarf
Ernst Ritzi, Präsident der Primarschulgemeinde Sulgen, argumentiert, dass die PG Sulgen bereits professionell und effizient arbeite. Mit Basisstufe und Kleinklassen werde eine pädagogische Vielfalt gelebt, die beibehalten werden solle. «Bei keiner der vier Schulgemeinden ist ein dringender Handlungsbedarf vorhanden, alle arbeiten gut», sagt Ernst Ritzi. «Es braucht also auch keine Zustimmung zu einem Zusammenschluss aus Solidaritätsgründen.» «Wir denken, dass eine Volksschulgemeinde in unserer Region Sinn macht», sagt hingegen Ernst Baumann von der PG Schönenberg-Kradolf. Genauso wie die Behörde der PG Sulgen hätten auch sie die wichtigsten Punkte aus der Botschaft für eine VSG analysiert und mit ihrer Situation verglichen. «Es ist eine Interpretationssache. Wir sehen die Möglichkeiten, die eine Volksschulgemeinde bietet, positiv und nicht negativ.» Er gibt zu bedenken, dass die Führung der Schule durch die wachsenden Vorgaben des Kantons komplexer wird und deshalb auch die Anforderungen an Behörde und Personal steigen. «Wo wir heute für vier Gemeinden vier geschulte Fachkräfte brauchen, würde bei einer Volksschulgemeinde eine Fachkraft genügen.» Götighofen, der kleinsten der vier Schulgemeinden, würden nur Nachteile durch einen Zusammenschluss erwachsen, erläutert Schulpräsident Thomas Müller den Entscheid seiner Behörde. Der tiefe Steuerfuss, den sich die Schulgemeinde Götighofen unter anderem durch Sondereinnahmen von Vermietungen im alten Schulhaus und aus Baulandverkauf leisten kann, wäre nicht mehr zu halten. Nebst den finanziellen Aspekten wertet die Schulbehörde auch ihre pädagogische Vielfalt hoch und sieht diese durch eine VSG in Gefahr. «Götighofen hat mit seinem Schulmodell andere Bedürfnisse bezüglich Lehrmitteln und Weiterbildung seiner Lehrkräfte», sagt Thomas Müller. Synergien könnten da keine genutzt werden. «Wir haben auch bereits genügend Kandidaten, so dass die Schulbehörde die nächste Legislatur wieder vollständig antreten kann», erklärt Müller, der sein Amt im nächsten Jahr niederlegen wird. «Für uns ist eine eigene Verwaltung und Behörde keine Belastung, sondern ein Privileg.»

Jetzt die Weichen stellen
In der Sekundarschule kommen die Kinder aus allen drei Primarschulen zusammen. Die Behörde der Sekundarschule Sulgen sieht in der Gründung einer Volksschulgemeinde klar mehr Vorteile als Nachteile. «Für uns macht es einfach Sinn, dass ein Kind elf Jahre lang das gleiche Schulsystem durchläuft», sagt Behördenmitglied Sandra Husistein. Mit einer einheitlichen Schule könnten zudem die Ressourcen und Kompetenzen im administrativen sowie pädagogischen Bereich besser genutzt werden. «Mit einer Volksschulgemeinde haben wir auch in schulpolitischen Diskussionen gegen aussen mehr Gewicht», ist die Schulrätin überzeugt. Auch wenn keine der Schulgemeinden einen akuten Bedarf für einen Zusammenschluss habe, so sei jetzt der richtige Zeitpunkt, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die Behörden haben ihren Standpunkt zum Thema Volksschulgemeinde dargelegt. In ihren Gemeinden werden sie im Januar noch zusätzliche Informationsanlässe durchführen. Das letzte Wort in dieser Sache haben die Stimmbürger. Sie werden am Dienstag, 7. Februar, in ihren Schulgemeinden über diese Frage abstimmen.

Hannelore Bruderer