Freitag, 23. September 2022

Sulgen. Vom 9. bis 11. September führte die Turnfahrt der Männerriege Sulgen in den Jura. Der Dank seiner Kollegen ist dem Organisator Beat Winsch sicher, besuchte die Gruppe doch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region.

Topmotiviert trafen sich 26 Turner frühmorgens auf dem Schulhausplatz Oberdorf und bestiegen den Car von Walter Marti. Auf der Fahrt nach St. Imier wurde in der Autobahnraststätte Gunzgen Nord ein Kaffeehalt eingelegt. Am Zielort angekommen, ging es mit der Standseilbahn auf den 1200 Meter hohen Mont Soleil. Dort und auf dem Mont Crosin betreibt die BKW seit 1996 das grösste Sonnen- und Windkraftwerk der Schweiz. Mit der produzierten Leistung der Windkraftanlage von 37,2 Megawatt können rund 16 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Wie stark und ungemütlich der Wind hier weht, erfuhren die Männer gleich am eigenen Leib. Nach der Führung entfachte Festwirt Migg Harder bei der nahegelegenen Feuerstelle mit den mitgebrachten Holzscheiten zur Mittagszeit ein Grillfeuer, um Würste zu braten. Dem Höhenweg folgend, kamen die Turner beim Restaurant «Le Chalet» auf dem Mont Crosin an, wo der Durst gelöscht wurde. 

Altersheim für Pferde

Nach der anschliessenden Carfahrt traf die Schar in Le Roselet ein. Dort betreibt die Stiftung für das Pferd einen Gnadenhof für Pferde, Ponys und Esel. Insgesamt geniessen in drei Anlagen 180 Tiere ihren Lebensabend, in Le Roselet sind es deren 60. Nach einer weiteren Fahrt durch die schöne Juralandschaft wurde La Chaux-de-Fonds und die Unterkunft Hotel Fleur de Lys erreicht. Nach dem Bezug der Zimmer begaben sich alle in die Brasserie de la Fontaine zur Bierdegustation von vier selbst gebrauten Bieren und zum Nachtessen. 

Blick in die Tiefe

Wegen des vollen Programms trafen sich die Männer am nächsten Tag bereits um 7 Uhr zum Frühstück. Der erste Stopp war Noiraigue im Val de Travers. Der Fluss Areuse durchfliesst das Tal im Neuenburger Jura, das sich über 15 Kilometer erstreckt. Das Tal erfuhr Mitte des 18. Jahrhunderts eine rasche Industrialisierung. Spitzenklöppelei und Uhrmacherei waren die ersten Industriezweige, der Maschinenbau, die Textil- und Zement­herstellung, der Asphaltabbau sowie die Absinthherstellung folgten. Die Sportlichen wanderten in rund zweieinhalb Stunden hoch zum Creux du Van, dem Grand Canyon der Schweiz. Mit einem Zwischenhalt bei der Ferme Robert waren 700 Höhenmeter zu bewältigen. Die neun «Gemütlichen» besuchten derweilen das VW-Museum in St-Sulpice, das 2007 von Stéphane Leuba eröffnet wurde. In diesem Museum befinden sich rund 150 VW-Fahrzeuge aus den Jahren 1950 bis 1979. Nach einer kurzen Carfahrt zur Ferme le Soliat nahmen auch sie eine einstündige Wanderung zum Berggasthaus Grand Vy unter die Füsse, wo alle zusammen das Mittagessen einnahmen. Zu Fuss ging es weiter über den Grat des Creux du Van, der mit seinen gewaltigen, senkrecht abfallenden Felswänden sehr eindrücklich ist. 

Maison d’Absinth

Der nächste Programmpunkt war das Maison d’Absinth in Motiers. Hier erfuhr die Gruppe in einer multimedialen Ausstellung Wissenswertes über die Absinthherstellung. An der Theke gab es zudem eine Degustation mit drei verschiedenen Sorten. Die Herstellung der «grünen Fee» ist eine Wissenschaft für sich und war in der Schweiz von 1910 bis 2005 verboten. In der Zeit dieses Verbots wurden im Tal einige Schwarzbrennereien betrieben. Zurück in La Chaux-de-Fonds und in frischen Kleidern ging es zum Nachtessen mit dem Ortsbus an den Stadtrand und dann zu Fuss weiter in die Ferme des Brandts. Das ehemalige Bauernhaus mit Baujahr 1612 bis 1614 fällt durch die aussergewöhnliche Qualität der Süd- und Nordfassade sowie der gewölbten Küche auf. 

Eisig kalt

Am Sonntagmorgen war das Wetter für den Ausflug nach La Brévine ins «Sibirien der Schweiz» perfekt. Am 12. Januar 1987 wurde dort eine Minustemperatur von 41,8 Grad gemessen, der tiefste Wert in der Schweiz. Speziell ist das Tal auch, weil es da kein längeres Fliessgewässer gibt und das Oberflächenwasser unterirdisch abfliesst. Nach einer kurzen Fahrt folgte die rund zweistündige Wanderung durch die Gorges de l’Areuse nach Boudry, wo die Männerriegler den Car zum letzten Reiseziel, der Mine d’Asphalt bei La Presta, bestiegen. In diesen Minen wurde von 1712 bis 1986 Naturasphalt abgebaut, der weltweit exportiert wurde. Im Café des Mines gab es zum Mittagessen die örtliche Spezialität, einen in Asphalt gekochten Schinken, der sehr schmackhaft war. Ausgerüstet mit Schutzhelmen, besichtigten die Sulger dann einen rund einen Kilometer langen Abschnitt der Mine, deren Tunnelsystem gesamthaft gut 100 Kilometer umfasst. Die Rückreise in die Ostschweiz erfolgte ohne Stau. Und weil eine Männerriegenreise nie ohne die Konsumation des Hausgetränks «Appenzeller» endet, wurde dieser im Car genossen. 

Hans Senn, Männerriege Sulgen