Freitag, 25. April 2025

Erlen. Dass die neue Präsidentin einer Körperschaft fast weniger redet als ihre «Vorgänger», kommt selten vor – war jedoch bei der Evangelischen Kirchgemeinde Andwil-Erlen am Dienstag der Fall. Denn die Jahresberichte der neuen Kirchgemeinde wurden noch von den «Alten» verlesen.

Gut vier Monate «jung» ist die Evangelische Kirchgemeinde Andwil-Erlen in diesen Tagen. 50 Stimmberechtigte wohnten am Dienstagabend im Kirchgemeindehaus in Erlen der Kirchgemeindeversammlungspremiere der neuen Körperschaft bei. Wobei für einmal keine ganz wichtigen Geschäfte im Vordergrund standen, sondern insbesondere die Verabschiedung von verdienten Persönlichkeiten. So wurde die Gelegenheit wahrgenommen, die ganze «alte» Kirchenvorsteherschaft gebührend mit Blumen und warmen Worten zu verabschieden.

Entsprechend überraschte es auch nicht, dass die neue Präsidentin der Kirchgemeinde Andwil-Erlen, Corinne Brägger, keinen Jahresbericht verlas, sondern dies noch ihre Amtsvorgängerin in Andwil, Monika Lendenmann, und ihr Amtsvorgänger in Erlen, Markus Oettli, taten. Beide liessen das letzte Jahr ihrer ehemaligen selbstständigen Kirchgemeinden im Eiltempo Revue passieren – und liessen keine Zweifel daran, dass das Zusammengehen der evangelischen Kirchgemeinden von Andwil und Erlen der richtige Schritt gewesen sei.

Friedhof vermüllt
Kritische Worte gab es von Markus Oettli zwar durchaus – jedoch waren diese nicht an die Versammelten, sondern an jene Jugendlichen gerichtet, welche den Friedhof in Erlen nicht nur in ungebührlicher Weise als Freizeitanlage erachteten, sondern diesen auch oft in einem erbärmlichen Zustand, nämlich vermüllt, zurückliessen. Oettli forderte alle dazu auf, einzuschreiten, wenn grössere Gruppen, welche nichts auf dem Friedhofareal zu suchen hätten, sich dort breitmachen. Es sei oft vorgekommen, dass die Jugendlichen auf dem Vorplatz ein Feuer gemacht und die WC-Anlagen verunreinigt hinterlassen hätten. Man habe schon überlegt, die Anlagen zu schliessen, doch seien die Jugendlichen oft auch tagsüber da, so dass das nicht ganz einfach zu bewerkstelligen sei.

Positive und vor allem lautere «Klänge» seien hingegen nun von der renovierten Kirchenorgel zu vernehmen. Die Änderung sei darauf zurückzuführen, dass bei der Renovation festgestellt wurde, dass der Ventilator der Orgel zuvor auf die verkehrte Seite gelaufen sei. Entsprechend habe das Instrument zuvor zu wenig «Druck» bekommen und «schmalbrüstig» geklungen.

Ja zu den Jahresrechnungen
Keinerlei Opposition erwuchs den Jahresrechnungen 2024 der ehemaligen Kirchgemeinden; sie wurden einstimmig gutgeheissen. Beide Rechnungen schlossen zwar im Minus ab – Erlen mit 88 900 Franken, Andwil mit 15 400 Franken –, doch fielen sie besser als budgetiert aus, sah doch das Budget 2024 in Erlen einen Aufwandüberschuss von 124 500 Franken und jenes in Andwil einen Aufwandüberschuss von 27 900 Franken vor.

Dass das Zusammengehen mittlerweile in verschiedenen Bereichen Früchte trägt, zeigte sich im Informationsblock der Behörde. So wurde bekanntgegeben, dass man aktuell daran sei, das genaue Arbeitspensum fürs Sekretariat zu ermitteln. Vorgesehen seien dafür 35 Stellenprozente, doch durch das Aufschreiben der benötigten Arbeitsstunden wolle man das Pensum noch genauer abstimmen. Fest stehen die Öffnungszeiten des Sekretariats: Montag und Mittwoch von 9 bis 11 Uhr.

Auch bei der Suche nach einem Jugendarbeiter ist die Behörde einen Schritt weiter. Aufs Inserat hätten sich drei Bewerber gemeldet, mit denen man zeitnah das Gespräch suchen wolle. Einführen möchte die Kirchgemeinde auch einen Fahrdienst, der Interessierte jeweils von einem Dorf ins andere zu den Gottesdiensten fährt; entsprechend sucht die Kirchenbehörde noch Fahrerinnen und Fahrer für diesen Dienst.

Keine Online-Übertragungen
Ein anderer Dienst soll hingegen vorerst nicht weitergeführt werden: die Online-Übertragungen der Gottesdienste aus der Kirche Erlen. Die neue Kirchenbehörde vertrat die Meinung, dass der Personalaufwand für die Online-Übertragung zum einen verhältnismässig gross sei, zum anderen aber auch die Online-Übertragungen auf Kosten der Gemeinschaft vor Ort gingen. Vorderhand habe man sich darauf geeinigt, dass man auf die Möglichkeit von Online-Übertragungen nur bei grossen Beerdigungen oder bei Anlässen, bei denen der Platz in der Kirche nicht ausreiche, zurückgreifen wolle. Entsprechend werde man auch den Youtube-Kanal vorerst nicht weiterführen.

Christof Lampart