Freitag, 9. Juli 2021

Erlen. Seit drei Monaten ist Carmela Hengartner Teil des Teams Offene Jugendarbeit (OJA) Erlen. Während Heidi Ott den Jugendtreff leitet, ist Carmela Hengartner vorwiegend in der aufsuchenden Jugendarbeit tätig. 

Die Jugendlichen dort treffen, wo sie sich in der Freizeit aufhalten, ist ein fester Bestandteil der Konzepts der OJA Erlen. Doch aus Kapazitätsgründen habe man in den letzten Jahren darauf immer mehr verzichten müssen, sagt Gemeindepräsident Thomas Bosshard. «Als wir mit der OJA anfingen, war der Jugendtreff einmal pro Woche offen, jetzt vier Mal, und der Treff ist praktisch immer gut besucht. Unserer Jugendsozialarbeiterin Heidi Ott war es schlicht nicht mehr möglich, den Teil der aufsuchenden Jugendarbeit auch noch zu bewältigen.» Mit dem Budget 2021 legte der Gemeinderat den Stimmbürgern deshalb eine Stellenaufstockung vor. Aus den Bewerbungen fiel die Wahl auf Carmela Hengartner aus Neukirch an der Thur. Sie übernimmt mit einem 50-Prozent-Pensum die aufsuchende Jugendarbeit und unterstützt ihre Kollegin Heidi Ott am Freitagabend auch im Jugendtreff, da dieser dann besonders stark besucht wird. Heidi Ott konzentriert sich auf die Leitung des Jugendtreffs, sie ist mit 60 Stellenprozenten angestellt.

Mit Einfühlungsvermögen

Carmela Hengartner freut sich auf ihr neues Tätigkeitsfeld. Das gegenseitige Kennenlernen sei die erste Phase in der Jugendarbeit, erklärt sie. Und mit dem Fahrrad in der Gemeinde unterwegs, hat sie genau dies in den ersten Monaten seit ihrem Stellenantritt gemacht. «Ich habe die Erler Jugendlichen bisher als freundliche und offene junge Menschen erlebt. Bei der aufsuchenden Jugendarbeit tritt man in die Lebenswelt der Jugendlichen ein, das braucht viel Fingerspitzengefühl. Damit ich mit den Jugendlichen über Themen wie Littering und Vandalismus, aber auch über ihre ganz persönlichen Wünsche und Sorgen sprechen kann, ist es wichtig, zuerst eine Beziehung aufzubauen.» Ihre Aufgabe sei aber auch die einer Vermittlerin, die die Bedürfnisse der Jugendlichen in die Jugendkommission trage. Bevor die 38-Jährige ihre Stelle in Erlen antrat, arbeitete sie rund zehn Jahre als Sozialarbeiterin in einem sozialpädagogischen Heim für Kinder und Jugendliche mit einer belasteten Biografie im Kanton Zürich. Dass sie sich entschloss, in die Prävention zu wechseln, hat mehrere Gründe. «Ich wollte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, was mit den dortigen Arbeitszeiten nicht zu vereinbaren war. Die Arbeit in einer solchen Institution ist auch emotional belastend. In der Prävention habe ich die Chance, frühzeitig zu wirken, so dass es möglichst gar nicht erst zu gravierenden Situationen kommt.» 

Kein Mann im Team

Dass beim reinen Frauenteam der OJA Erlen die männliche Komponente etwas zu kurz kommt, ist den Verantwortlichen bewusst. «Wir hätten gerne einen männlichen Bewerber für diese Stelle berücksichtigt, bei der Auswahl gewichteten wird Faktoren wie Fachkenntnisse oder ob jemand ins Umfeld und Team passt aber höher als das Geschlecht», sagt Thomas Bosshard. Obwohl die Jugendsozialarbeiterinnen einen guten Draht zu den Jungs haben, wie sie sagen, haben sie bereits Ideen entwickelt, wie sie Männer für bestimmte Projekt in ihre Arbeit einbeziehen können. 

Hannelore Bruderer