Freitag, 26. August 2022
Hohentannen. Milos Csuvara ist vor sieben Jahren in die Schweiz gekommen. Bevor er seine Berufslehre als Hufschmied beginnen konnte, musste er erst Deutsch lernen. Im Herbst nimmt er an den SwissSkills in Bern teil.
Mit rhythmischen Schlägen wird das glühende Hufeisen auf dem Amboss in Form gebracht. Die Luft neben der Esse flimmert, ein beissender Rauch von verbranntem Horn steigt in die Nase. Es ist eine harte körperliche Arbeit, die Hufschmiede leisten, aber auch eine Arbeit, die viel Fachwissen und Feingefühl erfordert. Milos Csuvara scheint wie gemacht dafür. Im Gespräch ist er offen, sein Lächeln steckt an und seine Augen blitzen vergnügt, wenn er von seinem Werdegang erzählt. Er hat in diesem Jahr die Berufslehre zum Hufschmied abgeschlossen und wird seinen Berufsstand im September in Bern an den SwissSkills vertreten. Auf den Wettkampf freut er sich, auch wenn er bis dahin viel Freizeit in die Vorbereitung stecken muss. Und bei diesen heissen Temperaturen sei die Arbeit als Schmied nicht immer ein Vergnügen, gibt der 27-Jährige freimütig zu.
Vollbepacktes Programm
Für die SwissSkills hat sich Milos Csuvara im Frühling an der OFFA in St. Gallen an einem Wettkampf qualifiziert. «An der OFFA hatten wir innert zwei Tagen vier Prüfungen zu absolvieren, an den SwissSkills sind es acht innert drei Tagen», erklärt er. Dabei werden er und seine Mitbewerber unter anderem ein Hufeisen nach einem bestimmten Mass schmieden, einen orthopädischen Spezialbeschlag und einen Beschlag mit einem alternativen Kunststoffeisen ausführen. Ihr Geschick müssen die jungen Berufsleute aber auch beim Schmieden einer Zange aus einem Flachstahl unter Beweis stellen. «Bei einer weiteren Prüfung geht es darum, dass wir die Eigenheiten eines Hufes innert Sekunden beurteilen und entscheiden müssen, welches Eisen wir in welcher Form dafür einsetzen», sagt der junge Berufsfachmann.
Hobby Ringen
Die Hufschmiedlehre ist Milos Csuvaras zweite Berufsausbildung. Seine Erstausbildung weicht stark vom heutigen Beruf ab. In der Slowakei erlangte er die Matura und absolvierte eine Ausbildung in Hotelmanagement. «Ursprünglich wollte ich Polizist werden», berichtet er. Die Schule für Hotelmanagement habe er dann deshalb gewählt, weil sich diese Ausbildung mit seinem Sport Ringen – Csuvara war im slowakischen Kader – am besten kombinieren liess. Seine Mutter und sein Bruder lebten damals schon in der Schweiz. «Sie wollten, dass ich nachkomme, ich wollte aber erst meine Ausbildung fertig machen.» Erst mit zwanzig ist er nachgezogen. Sein Bruder, der heute einer anderen Tätigkeit nachgeht, hatte ebenfalls Hufschmied gelernt. «Er hat mich mit auf seine Arbeit genommen und ich wusste sofort, das will ich auch machen», sagt Milos Csuvara. Über die Beziehungen seines Bruders erhielt er eine Praktikumsstelle. Ihm war bewusst, dass er eine Lehre nur machen konnte, wenn er über die entsprechenden Deutschkenntnisse verfügt. «Ich wollte mich deshalb schnell integrieren. Bei der Ringerriege Weinfelden konnte ich wieder meinem Sport nachgehen. Ich wurde gut aufgenommen – mehr noch, ich habe dort gute Trainer und tolle Kollegen kennengelernt.» Gut drei Jahre, nachdem er in die Schweiz gekommen war, begann Milos Csuvara bei Richard Hasler in Bütschwil seine Lehre als Hufschmied. Für seinen Lehrbetrieb ist er voll des Lobes. Er sei von seinem Lehrmeister immer gut unterstützt worden. Ihm standen die Schmiede und die Werkzeuge zur Verfügung, wenn er sich zusätzlich auf Prüfungen vorbereiten wollte.
Anspruchsvolle Ausbildung
«Viele sind erstaunt, wenn sie hören, dass die Ausbildung zum Hufschmied vier Jahre dauert. Der Beruf ist anspruchsvoll, vielseitig und benötigt viel Fachwissen», sagt Csuvara. Unter anderem müssen Hufschmiede die Anatomie der Pferde kennen und ihren Gang beurteilen können. Sie lernen, ihre Werkzeuge richtig einzusetzen und Pferdebesitzer zu beraten. Im Rahmen seiner Ausbildung besuchte Milos Csuvara auch einen vierwöchigen überbetrieblichen Kurs mit Schwerpunkt Metallbau. Der Umgang mit Pferden braucht Fingerspitzengefühl. «Auch wenn sie aufgeregt sind, darf man keine Angst vor den Tieren haben, man muss ihnen aber mit Respekt begegnen», sagt der Hufschmied. Zur Beruhigung helfe fast immer Futter und gut zureden. Nach seiner Lehre hat Milos Csuvara in einen anderen Betrieb gewechselt, wo er zunächst noch mehr Erfahrung sammeln will. Auch freut ihn, dass er nach den Jahren als Praktikant und Lehrling nun ein Einkommen als ausgelernte Fachkraft bezieht. Obwohl es ihm in der Schweiz gefällt, will er irgendwann wieder in seine Heimat Slowakei zurück. «Besonders in der Coronazeit, als das Reisen eingeschränkt war, wurde mir bewusst, dass ich meine Freunde und Verwandte dort doch sehr vermisse. Und gute Hufschmiede werden dort ebenso gebraucht wie hier», sagt er.
Hannelore Bruderer
SwissSkills
Bei den SwissSkills stehen die besten jungen Berufsleute der Schweiz an einem fünftägigen Grossevent live im Einsatz. Besucherinnen und Besucher können ihnen bei der Arbeit über die Schultern blicken. Bern ist nach 2014 und 2018 in diesem Jahr erneut Gastgeber der SwissSkills. Sie finden zwischen dem 7. und 11. September statt. Präsentiert werden 150 Berufe – so viele wie noch nie zuvor. (red.)