Freitag, 25. Oktober 2024

Kradolf. Kathrin Ritzi-Schaufelberger aus Sulgen und Kathlen Weber aus Mauren haben fleissig Schmuck gesammelt. Diesen wollen sie von Freitag bis Sonntag verkaufen und den Erlös dem humanitären Hilfswerk Little Bridge Schweiz zur Verfügung stellen.

Wenn die Tage kürzer werden und die Nebeldecke sich immer öfter über das AachThurLand legt, ist die Zeit gekommen, in der die Keramikerin Kathrin Ritzi-Schaufelberger in ihre Werkstatt auf dem Teigi-Areal in Kradolf einlädt. Das ist auch heuer wieder so, doch das zum Verkauf stehende Sortiment an Artikeln und die Motivation zur Durchführung des Anlasses sind diesmal speziell. Kathrin Ritzi-Schaufelberger ist seit eineinhalb Jahren Präsidentin von Little Bridge Schweiz. Dieser ehrenamtlich arbeitende Verein setzt sich für die Landbevölkerung in der Kaukasusrepublik Armenien ein. 

Humanitäres Gegensteuer
Seit dem von Aserbaidschan im September 2023 provozierten Exodus von mehr als 100 000 Armeniern aus der Enklave Bergkarabach sei die Unterstützung nötiger denn je, sagt Kathrin Ritzi-Schaufelberger. Die Aufnahme so vieler Menschen, die praktisch alles zurücklassen mussten, stelle für ein Land wie Armenien mit knapp drei Millionen Einwohnern eine enorme Herausforderung dar. Die Befürchtung, dass das Schicksal dieser Flüchtlinge angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten (Gaza, Libanon) aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt werden könnte, hat sich bestätigt, wie die Vereinspräsidentin mit Bedauern feststellt. Dies ist insofern besonders tragisch, als der vom Osmanischen Reich 1915/16 verübte Genozid rund 1,5 Millionen armenische Opfer forderte und die christliche Nation bis heute traumatisiert.
Kathrin Ritzi-Schaufelberger und ihre Freundin Kathlen Weber, die sich dem armenischen Volk ebenfalls verbunden fühlt, wollen der dramatischen Entwicklung der jüngsten Zeit nicht tatenlos zusehen und mit ihrem Engagement humanitäres Gegensteuer geben. «Viele Leute besitzen Schmuck, den sie geerbt haben oder – aus unterschiedlichen Gründen – nicht mehr tragen möchten», sagt Kathrin Ritzi-Schaufelberger. Nicht selten würde solcher Schmuck dann eingeschmolzen, was schade sei. Das habe sie auf die Idee gebracht, solche Stücke zu sammeln und zugunsten von Little Bridge Schweiz zu verkaufen. Auf diese Weise ist ein ansehnliches Sortiment zustande gekommen, das vom afrikanischen Feriensouvenir über Fingerringe und Broschen bis zur Halskette praktisch alles umfasst – gewissermassen von Omas edlen Stücken bis zu buntem Modeschmuck. Was der Vereinspräsidentin wichtig ist zu erwähnen: «Es handelt sich ausschliesslich um Spenden, wir haben nichts angekauft.»

Gezielte Hilfe für Armenien
Kathlen Weber ist Schmuckdesignerin und als solche qualifiziert, die Preise für die zum Verkauf angebotenen Sachen festzulegen. Auch in dieser Hinsicht ist die Bandbreite gross. Sie beginnt beim einstelligen Betrag und endet bei einer vierstelligen Summe. Ausser Schmuck aller Art können in der Werkstatt der Sulger Keramikerin auch handgemachte Schals sowie Schalen und Besteck aus Holz erworben werden. «Mit dem Verkaufserlös wollen wir den auf dem Land lebenden Menschen helfen, mit einfachen Investitionen eine Existenz aufzubauen», erklärt Kathrin Ritzi-Schaufelberger. Der Verein Little Bridge Schweiz leiste in Armenien gezielt Hilfe zur Selbsthilfe, Bargeld werde keines ausbezahlt. Der Schmuckverkauf findet an drei Tagen (25., 26. und 27. Oktober) an der Ruhbergstrasse 2 in Kradolf statt und zwar jeweils von 13 bis 18 Uhr.

Weitere Infos finden Interessierte unter www.little-bridge-schweiz.ch.

Georg Stelzner