Freitag, 4. Oktober 2019

Bürglen. Schon früh besammelten sich die Mitglieder der Männerriege Bürglen am Bahnhof zur Turnfahrt. Sie führte ins schöne Wallis. 

Der Zug brachte die Männerriegler aus Bürglen ohne umzusteigen bis nach Visp. Von dort ging es mit leichter Verspätung im Regio nach Bex. Das alte Schmalspur­bähnlein, das nach Villars hinaufführt, wollte hinter dem Bahnhof Bex schon abfahren, als die Gruppe um die Ecke des Bahnhofs eilte. Gerade noch erreichten alle das Bähnlein. In Bévieux stiegen die Turner aus und schnallten nach der langen Fahrt bei sommerlichen Temperaturen die Rucksäcke an. An der Salzfabrik von Bex vorbei, die heute noch in Betrieb ist, führte der Weg hinauf durch Rebberge zum Eingang der Salzmine, wo die Rucksäcke in einem Schrank deponiert wurden. Das seit fast 350 Jahren genutzte Salzbergwerk besteht aus einem ausgedehnten Labyrinth unterirdischer Stollen, Schächte, Treppen und Hallen. Nach einer spannenden Tonbildschau führte der charakteristische kleine Grubenzug die Ausflügler 1,6 Kilometer weit ins Innere des Salzbergwerkes. 

Faszinierende Technik

Zu Fuss ging es auf den 800 Meter langen Rundgang durch Stollen und Hallen, die vollständig von Menschenhand geschaffen wurden. Der Führer erklärte den Besuchern den Gebrauch der alten Maschinen und Werkzeuge sowie die verschiedenen Techniken. Heute wird das «weisse Gold» als Kochsalz oder Streusalz verwendet, das aus dem Felsen gespült wird. Aus einem Liter Wasser entstehen 300 Gramm Salz, die gleiche Menge wie aus dem Wasser aus dem Toten Meer. Nach dem Besuch der Mine picknickte ein Teil der Gruppe auf dem gedeckten Rastplatz, der andere Teil verköstigte sich im nahe gelegenen Restaurant. Auf dem gleichen Weg kehrten die Männerriegler nach Bévieux zurück. Über Bex brachte sie der Zug das Rhonetal hinauf in die Walliser Hauptstadt Sion. Dort wurde zuerst der Durst gelöscht. In der nahe gelegenen Jugendherberge bezogen sie ihre zweckmässig eingerichteten Viererzimmer. Nach der Dusche knurrte allen der Magen. In der eindrucksvollen Altstadt genossen die Hungrigen im heimeligen «Vieux Valais», wie könnte es anders sein, ein Raclette à Degustation. Nach drei «Probiererli» und dem Dessert waren alle satt. Mit einem Schlummerbecher draussen in den malerischen Gassen der Altstadt unterhalb des Schlosses Tourbillon endete der Abend. Am nächsten Morgen weckte das Frühstücksbuffet die letzten «Geister». Die umliegenden Berggipfel strahlten in der Sonne. Ein kurzer Marsch unter den SBB-Geleisen hindurch führte die Gruppe zum grossen Postautoterminal hinter dem Bahnhof. Bis zum Eintreffen des Postautos wurde Proviant eingekauft.

Wildes Val Deborence

Das Postauto schlängelte sich kurz darauf durch Rebberge hinauf nach Aven, bevor es ins wildromantische Val Derborence kurvte. Dem Fahrgast stockte fast der Atem, links steile Abhänge und Felsen, und davor unzählige unbeleuchtete enge Galerien. Wird das Postauto hier wohl hindurchkommen? Nach einer stündigen Fahrt erreichte das Postauto das Naturreservat Derborence mit dem legendenumwobenen Bergsee und riesigen Steinbrocken am Fusse der impo­santen Felswand der «Diablerets». Die Trümmermassen vom Felssturz 1714 und 1749 stauten einen See, der lange als verflucht galt und gemieden wurde. So konnte sich die Natur ungehindert ausbreiten. Die reiche Tier- und Pflanzenwelt gilt als einmalig. Bis zur Rückfahrt hatte die Gruppe genügend Zeit, die Gegend zu erkunden, verkehrt das Postauto doch nur einmal täglich in diesem Tal. An der Orientierungstafel wurden die verschiedenen Wandermöglichkeiten aufgezeigt. Zuerst stärkte sich die Gruppe im «Refuge de Lac», dann teilte sie sich auf. Einige umrundeten zuerst den Bergsee. Die anderen wanderten durch die Trümmermassen über den Bergweg zum Stausee Godey. Wer nicht mehr mochte, nahm auf der Strasse die Abkürzung. Zum Schluss genossen alle auf der Sonnenterrasse in der Auberge du Godey den Fendant oder das Walliser Bier. Gegen Abend brachte das Postauto die Turner wieder ins Tal. Just in dem Moment, als sie in Sion den Zug Richtung Visp bestiegen, begann es zu regnen. Durch den Basistunnel des Lötschberges erreichten die Männerriegler zu später Stunde Bürglen.

Reto Righetto, Männerriege Bürglen