Freitag, 16. August 2024

Hohentannen. Die Bemühungen um die Wiedereröffnung des Restaurants Hirschen treten in die entscheidende Phase. Am Betriebskonzept wird intensiv gearbeitet und die Suche nach einem Wirt ist in vollem Gange.

Wer am 19. Juni die Hohentanner Gemeindeversammlung besucht hatte, konnte ein bemerkenswertes Schriftstück mit nach Hause nehmen: einen Talon, auf dem man sein Interesse am Erwerb von Aktien der noch zu gründenden Betriebsgesellschaft Hirschen AG bekunden kann. Nachdem heuer ein weiterer Wirt in der traditionsreichen, gemeindeeigenen Gaststätte gescheitert ist, versucht man jetzt, einen neuen, innovativen Weg zu beschreiten. Dies in der Hoffnung, nach diversen Enttäuschungen endlich eine dauerhafte Lösung zustande zu bringen. Diese soll in der strikten Trennung zwischen Geschäftsleitung (Marketing, Buchhaltung) und Geschäftsführung (Gastronomie) bestehen. Die Betriebsgesellschaft tritt als Mieterin des Lokals in Erscheinung.

Unter den Erwartungen
Um das Projekt realisieren zu können, ist ein Aktienkapital von insgesamt 100 000 Franken erforderlich. Das Interesse an den Aktien ist laut Lukas Hoffmann bisher etwas unter den Erwartungen geblieben. Erst ein Drittel des Aktienkapitals sei vorhanden, die 15 interessierten Personen stammten aus der Gemeinde und aus der Region. Ausserdem habe eine Firma ihr Interesse bekundet, sofern das Konzept für den «Hirschen» wie vorgesehen umgesetzt wird. Hoffmann, im Hauptberuf Gemeindepräsident von Hohentannen, ist Unternehmensberater in der Gastronomiebranche und begleitet in dieser Funktion die Wiederbelebung des Restaurants. Er wolle das Projekt – gewissermassen als Lotse – in einen sicheren, erfolgversprechenden Hafen führen, beschreibt er seine Aufgabe. 

Auch Lieferservice möglich
Zusammen mit einem Schweizer Fachmann für Küchenkonzepte erarbeitet Hoffmann derzeit ein Betriebskonzept für den «Hirschen». Es wird insofern speziell sein, als es auf der Kombination von neuen Kochmethoden und neuen Arbeitszeitmodellen beruhen soll. Neu wird auch Folgendes sein: Die Konsumation der im «Hirschen» zubereiteten Speisen muss nicht zwingend vor Ort erfolgen; angedacht ist auch ein Lieferdienst in Orte der näheren Umgebung, zum Beispiel ins Schwimmbad Thurfeld in Schönenberg. «Wir möchten erreichen, dass junge Leute ihre fachliche Kompetenz im «Hirschen» gewinnbringend einsetzen können, ohne sich um administrative und bürokratische Belange kümmern zu müssen», erklärt Hoffmann.
Bis Oktober soll die Zielsetzung hinsichtlich des Aktienkapitals erreicht sein. Wer Aktionär werden will, muss mindestens 1000 Franken investieren. Um eine grösstmögliche Streuung zu bekommen, ist die obere Limite mit 10 000 Franken pro Aktionär festgelegt. Hoffmann ist zuversichtlich, genügend Aktionäre für die innovative Idee gewinnen zu können. Und wenn nicht? «Dann brechen wir das Vorhaben ab und bewerben uns bei der Gemeinde nicht um die Miete des Lokals», spricht Hoffmann Klartext. Er geht aber davon aus, dass sich noch weitere potenzielle Aktionäre melden werden – spätestens nach der Präsentation des Betriebskonzepts Mitte September. Auch die Zuversicht, dass die noch wenig verbreitete, aber attraktive Konstellation Anklang finden wird, ist da. Der künftige «Hirschen»-Wirt wird nämlich nicht Pächter, sondern Angestellter der Betriebsgesellschaft sein und am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben können.

Suche ausgeweitet
Als vielleicht noch höhere Hürde könnte sich die Verpflichtung eines Wirts oder einer Wirtin erweisen. «Bisher sind vier Bewerbungen eingegangen, die aber alle aufgrund der fehlenden Eignung abgelehnt wurden», sagt Gemeindeschreiberin Marianne Thürlemann auf Anfrage. Die Gemeinde wird daher jetzt einen Gang höher schalten und die bisher regional ausgerichtete Inseratenkampagne auf die ganze Schweiz ausweiten.

Georg Stelzner