Freitag, 23. August 2019

Erlen. Für Kleinkinder gibt es seit Beginn des Schuljahres ein neues Angebot. Das «Sternlihus» hat eine Bauernhof-Spielgruppe lanciert. Geleitet wird sie von Nadia Simmen und Angela Kugler.

Die Kaninchen sind scheu und verstecken sich gerne, dafür sind die Hühner und Ziegen umso neugieriger auf die kleinen Menschen, die sich ihnen vorsichtig nähern. Sobald ihnen die Kinder etwas zu futtern reichen, ist das Eis gebrochen. Die Tiere auf dem Bauernhof der Familie Kugler in Buch sind an diesem Morgen aber nicht die Hauptattraktion für die Kleinen. Eine Senke, in der sich das Regenwasser gesammelt hatte, und die jetzt voller matschiger Erde ist, zieht die Sprösslinge fast magisch an. Mit Spielzeugschaufeln und -rechen pflügen die einen die nasse Erde um, während die anderen den Schlamm lieber mit den Schaufeln der fahrbaren Plastiktraktoren von einer Ecke zur anderen transportieren. Besonders lange bewundern die Kids dann zusammen mit den Leiterinnen Nadia Simmen und Angela Kugler die Regenwürmer, die sie unter ausgerissenen Grasbüscheln finden. 

Znüni auf Strohballen

Im Gebäude haben die Leiterinnen einen Raum wohnlich eingerichtet. Strohballen sind rund um einen niedrigen Tisch platziert und dienen als Sitzgelegenheit. Dort nehmen die Kinder der Bauernhof-Spielgruppe ihren Znüni ein. Auch einige Eltern sind anwesend. Eine Mutter sagt, sie sei selber auf einem Bauernhof aufgewachsen, wohne mit ihrer Familie jetzt aber in einer Wohnung. «Dort gibt es zwar auch viele Spielmöglichkeiten, das hier ist aber doch noch etwas anderes.» 

Erst seit seit Schulbeginn führt der Verein Spiel- und Chrabbelgruppe Erlen «Sternlihus» die Bauernhof-Spielgruppe in ihrem Programm. Die Idee sei nicht neu, sagt Vereinspräsidentin Sibylle Löffel. «In Amriswil gibt es das Angebot schon länger und es wird auch von Einwohnern aus Erlen genutzt. Warum sollten wir also nicht auch eine Bauernhof-Spielgruppe auf die Beine stellen und den Eltern den längeren Fahrtweg ersparen, haben wir uns im Vorstand gefragt.» Beim Suchen eines Bauernhofs, der bei diesem Projekt mitmachen wollte, hatte der Verein Glück. Angela Kugler und Nadia Simmen liessen sich für das Projekt begeistern, mehr noch, beide waren bereit, die Ausbildung zur Spielgruppenleiterin anzutreten und die Bauernhof-Spielgruppe selber zu leiten. «Wir haben genug Ideen für drei Jahre», lacht Nadia Simmen. «Das Wichtigste in der Spielgruppe ist aber das freie Spielen. Die Kinder sollen das machen, was sie erfreut.» Auch Angela Kugler ist mit dem Verlauf der ersten beiden Spielgruppenmorgen mehr als zufrieden. «Es macht einfach riesig Spass», sagt sie. 

Damit die Sicherheit der Kinder gewährleistet ist, ist der Zugang zum Arbeitsbereich der Landwirtschaft und zum Grosstierstall während des Spielbetriebs mit Bändern abgeperrt. «In ihrem Bereich können sich die Kinder unter Aufsicht unserer Leiterinnen frei bewegen. Wollen sie die Kühe sehen, machen die Leiterinnen mit der ganzen Gruppe einen Spaziergang zum Stall und passen auf, dass nichts passiert», sagt Sibylle Löffel. 

Anmeldungen noch möglich

Die Vereinspräsidentin ist mit dem Start des neuen Angebotes sehr zufrieden. «Mit 15 Kindern sind die beiden Bauernhof-Spielgruppen fast voll belegt. Anmeldungen für die wenigen Restplätze nehmen wir aber noch gerne entgegen.» Ob Spielgruppe, Wald-Spielgruppe oder Bauernhof-Spielgruppe – ihnen gemeinsam ist, dass Kinder dort Gelegenheit haben, andere Kinder zu treffen und sich von ihren Eltern langsam zu lösen. «Auch für Eltern ist es schwer, ihre Kinder loszulassen», weiss Sibylle Löffel. «Bei unseren Spielgruppen dürfen die Eltern dabei sein, es ist aber auch schön zu sehen, dass viele das Vertrauen in ihr Kind haben und es die Spielgruppenerfahrung alleine machen lassen.» 

Hannelore Bruderer