Freitag, 25. Oktober 2024

Sulgen. Anfang September hat die 19-jährige Andrea Wittwer aus Sulgen die anspruchsvolle Ballonpilotinnenprüfung bestanden und darf nun selbst mit Passagieren in die Lüfte.

Seit frühester Kindheit ist Andrea Wittwer dabei, wenn ihr Vater Marcel Wittwer mit einem seiner Ballons unterwegs ist. Schon als Kind durfte sie den Brenner des Ballons bedienen. Schnell merkte Andrea, dass sie auch irgendwann Ballonpilotin werden möchte. Die ruhige Stimmung weit oben in der Luft war, und ist noch immer, ein wunderschönes Erlebnis für sie. Darum hat die 19-Jährige entschieden, die Ballonpilotinnenprüfung zu machen. Zuerst wollte sie sich aber auf ihre Berufsausbildung konzentrieren.

Anspruchsvolle Ausbildung
Im November 2023 war es dann so weit, Andrea hat mit der Theorie für die Ballonpilotinnenprüfung begonnen. Neun Theoriefächer wurden geprüft, was die Ausbildung sehr anspruchsvoll machte. Neben Luftrecht, allgemeiner Luftfahrzeugkenntnis und Meteorologie gehören auch die Fächer Menschliches Leistungsvermögen, Flugleistung und Flugplanung, Navigation, Betriebsverfahren, Grundlagen des Fluges und Kommunikation zur theoretischen Ausbildung. Die Theorie kann als Gesamtes oder in Etappen absolviert werden. Andrea Wittwer hat die gesamte Theorie auf einmal gemacht und diese, innerhalb von fünf Monaten, im Mai dieses Jahres mit 96-prozentigem Gesamtdurchschnitt bestanden. Dieses super Ergebnis hat sie mit viel Lernen erreicht. Andrea wollte vorwärts kommen und die Prüfung rasch bestehen. Nach der Theorieprüfung war die Praxisausbildung in den Funkverfahren an der Reihe. Dafür musste Andrea eine mündliche Prüfung in den Räumlichkeiten der Skyguide in Dübendorf ablegen, wobei sie einen virtuellen Flugauftrag erhielt. Dabei musste sie beweisen, dass sie mit der Luftverkehrskontrolle auf Englisch kommunizieren kann.
Für die praktische Ausbildung gibt es auch einen Lehrplan. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, musste Andrea mindestens 16 Stunden praktische Fahrt­ausbildung mit einem Fahrlehrer machen. Diese konnte sie mit ihrem Vater Marcel Wittwer machen, da er seit 2008 Fahrlehrer ist. Zur praktischen Fahrtausbildung gehören auch mindestens zehn Befüllungen des Ballons sowie 20 Starts und Landungen. Andrea teilte diese auf alle vier Jahreszeiten auf, da das Wetter einen enormen Einfluss auf das Ballonfahren hat. Auch das Wissen und die Anwendung des Notverfahrens musste gut sitzen. Nachdem Andrea alle Anforderungen für die Prüfung erfüllt hatte, war die Solofahrt an der Reihe. Die Prüfungsfahrt wird mit einer Expertin oder einem Experten vom Luftamt absolviert. Dabei musste Andrea den Ballon allein vorbereiten und bei der Fahrt diverse Aufgaben erledigen. Die Fahrt dauerte rund eine Stunde und beinhaltete unter anderem zwei Landungen. Entscheidend war, ob Andrea den Ballon beherrscht und als sichere Pilotin agiert. Das alles war für die 19-Jährige kein Problem – seit Anfang September darf sie sich stolz als eine der jüngsten Ballonpilotinnen bezeichnen.

Erste Erfahrungen sind da
Andrea Wittwer hat nach der bestandenen Prüfung bereits erste Erfahrungen gesammelt. Mit ihrem Vater und zwei Freunden war sie an der Ballonwoche im Tirol. Dort konnte Andrea erste Erfahrungen beim Steuern des Ballons in den Bergen sammeln. Ausgelernt hat Andrea noch lange nicht. Jede Stunde in der Luft bringt mehr Erfahrung und aus jeder neuen Situation kann sie lernen. Andrea darf nun private Fahrten mit maximal drei Passagieren durchführen.

Claudia Tschan