Freitag, 23. Juni 2023

Schönenberg. Der FC KS-Sulgen kämpft ums Überleben. Auch in der kommenden Saison wird es ihm nicht möglich sein, eine Mannschaft für die Meisterschaft in der 5. Liga zu stellen. Eine Arbeitsgruppe versucht, das sinkende Schiff wieder flott zu machen. 

Drei Dörfer, ein Verein, eine gemeinsame Sorge – so lässt sich die prekäre Situation beschreiben, in welcher der FC KS-Sulgen (KS steht für Kradolf-Schönenberg) steckt. 2027 könnte das 75-Jahr-Jubiläum gefeiert werden. Der Konjunktiv ist angebracht, steht die Existenz des Vereins doch auf des Messers Schneide. Die Verantwortlichen versuchen erst gar nicht, die Lage schönzureden. Dass der Club zusehends an Rückhalt in der Öffentlichkeit verliert und für immer weniger Spieler eine attraktive Option darstellt, ist evident. Interimspräsident Philipp Möckli spricht unumwunden von der «grössten Krise der Vereinsgeschichte». Dabei hat der Fussballsport in der Region durchaus Tradition: 1933 wurde der FC Red Boy aus der Taufe gehoben und nach dem Zweiten Weltkrieg der FC Sulgen gegründet, aus dem 1952 der FC KS-Sulgen hervorging.

Hilferuf abgesetzt

In der Festschrift zum 50-Jahr-Jubiläum wünscht Regierungsrat Bernhard Koch dem Verein «eine erfolgreiche Zukunft, fairen Sport und immer genügend Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu tragen». Doch wo sind die Idealisten auf und neben dem Spielfeld? Diese Frage stellen sich die Verantwortlichen im FC KS-Sulgen seit geraumer Zeit immer wieder, ohne eine Antwort zu erhalten.Die Gefahr erkennend, wurde an der Hauptversammlung 2022 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Sie hat den Auftrag, sich des Problems fehlender Trainer, Spieler, Funktionäre und Helfer (die Aufzählung schliesst Frauen ein) anzunehmen. Im November erging an die Freunde des Clubs ein schriftlicher Hilferuf, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig liess. Der Vorstand und die Arbeitsgruppe ziehen in diesem
Schreiben sogar die Auflösung des Vereins in Betracht, sollten keine Lösungen gefunden werden. Trotz des dramatischen Appells war die Resonanz praktisch null.

Mittlere Altersgruppe fehlt

Das keineswegs unrealistische Szenario einer Vereinsauflösung wäre schon deshalb bedauerlich, weil es bei den Junioren und Senioren gar nicht so schlecht aussieht. Im Nachwuchsbereich deckt der FC KS-Sulgen von den Bambini (5- bis 6-Jährige) bis zu den D-Junioren (12-Jährige) alle Altersstufen ab. Wie andere Vereine bekundet man aber Probleme bei den Älteren, nämlich bei den C-, B- und A-Junioren, die derzeit im FC KS-Sulgen nicht vertreten sind. Danilo Ronzani, Mitglied der Arbeitsgruppe, nennt die Krux beim Namen: «Viele Junge verlieren wir an die Trendsportarten. Zudem ist das Freizeitangebot heute ungleich grösser als früher.» Als Lichtblick darf der Umstand bezeichnet werden, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, im FC KS-Sulgen eine eigene Abteilung für Mädchen zu etablieren, was in vergleichbaren Vereinen längst nicht immer der Fall ist. Und mit dem SC Berg stellt man bei den Senioren je ein Ü30- und ein Ü40-Team. Ein Knackpunkt war nach den Worten Möcklis die Saison 2021/22, welche für den FC KS-Sulgen mit dem Abstieg in die 5. Liga endete. Tiefer geht es nicht mehr, ein weiterer Abstieg ist nicht möglich. Trost ist das keiner, denn nach der verkorksten Spielzeit verliessen der Trainer und zahlreiche Spieler aus Frust und dem Wunsch nach einer Veränderung folgend den Verein. Dieser Exodus hatte insofern dramatische Folgen, als es seither kein Aushängeschild mehr gibt, das den Club gegen aussen vertritt und Juniorinnen und Junioren eine sportliche Perspektive bietet. Auch in der Saison 2023/24 wird man in der 5. Liga vergeblich Ausschau nach dem FC KS-Sulgen halten.

Aufgaben breit abstützen

Um aus dem Teufelskreis auszubrechen, verfolgt der Verein eine dreistufige Strategie. Er setzt sich kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Zu ersteren gehört es, den Betrieb bei den Junioren durch die Teilnahme an entsprechenden Turnieren und die weitere Organisation der eigenen Veranstaltung in der Weinfelder Sportanlage Güttingersreuti aufrechtzuerhalten. Dafür werden vor allem Trainerinnen und Trainer sowie Helferinnen und Helfer benötigt. «Es muss unser vorrangiges Ziel sein, die Aufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen», erklärt Interimspräsident Philipp Möckli. Mittelfristig, das heisst bis zur diesjährigen Hauptversammlung, soll das Präsidium wieder besetzt werden, um den Verein gemeinsam mit dem Vorstand für die Zukunft fit zu machen. Danilo Ronzani erachtet es als unabdingbar, die internen Strukturen zu überdenken und zum Beispiel auch eine Person einzusetzen, die administrative Aufgaben übernimmt. Man habe es in der Vergangenheit versäumt, eine auf den Verein zugeschnittene Strategie zu entwickeln, stellt er selbstkritisch fest. Der Club sei schon zu lange führungslos. In zirka drei Jahren, und das ist das langfristige Ziel im Rahmen des Sanierungsprojekts, soll auch wieder eine 1. Mannschaft am Meisterschaftsbetrieb teilnehmen, wobei die Ambition eines Aufstiegs in die
4. Liga als Fernziel definiert wird. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Gebraucht werden in der jetzigen Situation dringend Frauen und Männer, die eine gewisse Affinität zum Fussball haben und auch bereit sind, sich längerfristig zu engagieren, damit der FC KS-Sulgen die Talsohle verlassen kann. An Aufgaben mangelt es beileibe nicht. Der Vorstand und die Arbeitsgruppe hoffen, dass der Weckruf gehört wird.

Interessierte, die den Verein tatkräftig unterstützen möchten, melden sich bei: Philipp Möckli, Tel. 076 510 47 49.

Georg Stelzner