Freitag, 25. Oktober 2024
Hohentannen. Im Januar 2025 soll das Restaurant Hirschen auf einer neuen unternehmerischen Basis wieder eröffnet werden. Es ist geplant, eine Betriebsgesellschaft in Form einer AG zu gründen.
Die jüngere Vergangenheit des gemeindeeigenen «Hirschen» als Erfolgsgeschichte zu bezeichnen, wäre nicht nur vermessen, sondern in hohem Masse realitätsfern. Zu oft reihte sich zuletzt Misserfolg an Misserfolg und somit Enttäuschung an Enttäuschung. Auch dieses Jahr warf bereits wieder ein Pächter nach einer missglückten Preispolitik das Handtuch.
Der Optimismus, das schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen, ist beim einheimischen Gastronomieberater Lukas Hoffmann, der hauptberuflich als Hohentanner Gemeindepräsident fungiert, aber ungebrochen.
Positive Resonanz
Ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur erhofften Wiedereröffnung fand vergangene Woche statt. Am 16. Oktober waren jene Personen zu einem Informationsanlass eingeladen, die Interesse am Kauf von Aktien bekundet hatten. Vorgesehen ist nämlich die Gründung einer Betriebsgesellschaft in Gestalt einer AG. Diese soll sich in Zukunft für das Restaurant Hirschen, den als Veranstaltungsort dienenden Saal in der benachbarten Hirschenschür und den Schwimmbad-Kiosk in Schönenberg verantwortlich zeichnen. In der Praxis hätte das eine klare Trennung zwischen Geschäftsleitung (Marketing, Buchhaltung) und Geschäftsführung (Gastronomie) zur Folge, und der Wirt würde auch nicht mehr Pächter, sondern Angestellter der Betriebsgesellschaft sein. Von der Resonanz auf den neuen, innovativen Ansatz zur Rettung des traditionsreichen Lokals wurde Hoffmann ebenso positiv überrascht wie von der Akzeptanz gegenüber den präsentierten Ideen. Rund zwei Dutzend Personen – Einheimische wie Auswärtige – hätten sich eingefunden, um sich über das gastronomische und personelle Konzept sowie über das Budget der Betriebsgesellschaft aus erster Hand informieren zu lassen.
Es seien keine grundsätzlichen Einwände, dafür aber konstruktive Vorschläge geäussert worden. Unklarheiten bezüglich der Schnittstelle zwischen Gemeinderat und Betriebsgesellschaft seien geklärt worden. Hoffmann ist hinsichtlich der Realisierung des ambitionierten Vorhabens zuversichtlich: «Im Laufe der Versammlung ist es gelungen, Zweifel auszuräumen und den Leuten glaubwürdig aufzuzeigen, dass dieses Projekt ein Erfolg werden kann.» Laut Hoffmann wird der Gemeinderat keine Aktien erwerben, sehr wohl aber die Politische Gemeinde Hohentannen, der ein Sitz im Verwaltungsrat der AG zusteht. Diesem Gremium sollen auch der Buchhalter und der Betriebsleiter sowie je ein Marketing- und Kochexperte angehören. Bei den Lieferanten des Restaurants werde man den Fokus auf den Faktor Qualität legen, betont Hoffmann. Wer die Anforderungen erfülle und den Zuschlag bekomme, müsse sich auch ins Aktienkapital einbringen, erhalte als Gegenleistung jedoch eine Abnahmegarantie.
Essen statt Dividende
Apropos Aktienkapital: Um den «Hirschen» wieder auf die Beine zu stellen, sprich die AG gründen zu können, ist ein Aktienkapital von 100 000 Franken erforderlich. Dieses muss bis Ende Oktober vorhanden sein. Unwiderruflich und bis auf den letzten Rappen – sonst ist auch dieser Wiederbelebungsversuch gescheitert. «Mehr als die Hälfte des Kapitals haben wir schon beisammen, und ich bin zuversichtlich, dass die Vorgabe erfüllt werden kann», erklärt Hoffmann. Angestrebt werde eine möglichst breite Streuung des Aktienkapitals; daran arbeite man noch. Werden die gesetzten Ziele erreicht, soll die Aktionärsversammlung bereits in der zweiten Novemberhälfte über die Bühne gehen und das Restaurant im Laufe des nächsten Januars eröffnet werden. Die Ausschüttung einer Dividende wäre gemäss Hoffmann zunächst nicht vorgesehen; stattdessen erhielten die Aktionäre eine Einladung zu einem Essen.
Georg Stelzner