Freitag, 5. November 2021
Erlen. Gespannt warteten die Bürgerinnen und Bürger der Evangelischen Kirchgemeinde Erlen am letzten Samstag im Kirchgemeindehaus auf den Vortrag zur Reformation. Als Leiter des Instituts für Schweizerische Reformationsgeschichte erforscht Professor Peter Opitz die Reformation wissenschaftlich. Mit seinen Ausführungen wusste er die Anwesenden in seinen Bann zu ziehen. Zwingli stellte sich seinerzeit viele Fragen: Wo finden wir die Wahrheit? Was ist wahrhaft christlich? Die Antworten finden sich in der Froschauer Bibel (auch die Zürcher Bibel genannt), die Huldrych Zwingli im Jahre 1531 herausgegeben hat. Diese veröffentlichte er in deutscher Sprache, damit auch das «gewöhnliche Volk» Gottes Wort lesen konnte. Unter Zwingli entstand eine Armenordnung, der sonntägliche Gottesdienst wurde obligatorisch, die Abgabe des Zehnten wurde festgesetzt, er richtete ein Ehe- und Sittengericht ein: Also auch unter Zwingli herrschte im 16. Jahrhundert ein strenges Regiment, eine grosse Freiheit gab es trotz der Reformation nicht.
Wäre Zwingli heute mit uns zufrieden? Dieser interessanten Frage ging Peter Opitz nach und hielt fest: «Die Reformation hat sich weiterentwickelt, jeder trägt auch selber Verantwortung, dass der reformierte Weg nicht in einer Sackgasse endet. Die Reformation ist eine Bibelbewegung. Die Bibel und das Lesen in der Bibel ist die Verbindung von damals zu heute. Wenn sich die Reformierten heute ernsthaft an der Bibel orientieren und sich durch die Texte ansprechen lassen, das Gelesene auslegen und die Auslegung mit anderen diskutieren, entwickelt sich die Reformation weiter und Zwingli wäre mit uns zufrieden: «Glaube ist kein ‹Besitz› der Frommen, sondern die Lebensausrichtung auf Christus.»
Die Gelegenheit, Fragen zu stellen, wurde rege benützt, und so ging ein spannender und lehrreicher Vorabend eine Woche vor dem Reformationssonntag zu Ende. Das feine Pausenbuffet fand bei den Anwesenden ebenfalls grossen Anklang.
Christine Bürgisser, Evangelische Kirchgemeinde Erlen