Freitag, 2. Juni 2023

Sulgen. Hanspeter Roth ist seit 14 Jahren Brunnenmeister in der Wasserversorgung AachThurLand. Ende Juni wird er pensioniert. Sein bisheriger Stellvertreter Thomas Zwahlen tritt seine Nachfolge an. 

Zu seiner Arbeit als Brunnenmeister kam Hanspeter Roth zwar eher zufällig, damit er diesen Beruf ausüben konnte, musste er aber viel Fleiss und Ausdauer beweisen. «Ich war schon 51 Jahre alt, als ich berufsbegleitend die Ausbildung zum Brunnenmeister mit Eidgenössischem Fachausweis begann. Die anderen in meiner Klasse waren wesentlich jünger», sagt er. «Der Einstieg war heftig. Bei der Ausbildung waren unter anderem auch Computerkenntnisse gefragt.» Mit anderen Ostschweizern, die diese Ausbildung machten, traf er sich regelmässig in einer Lerngruppe. Das habe ihm enorm geholfen, sagt Roth. «Die Fachausbildung und das Zusammenkommen mit Berufsleuten aus der ganzen Schweiz hat meinen Horizont erweitert.» 

Funktion anfangs unklar

Der gelernte Sanitärinstallateur leitete vor rund 15 Jahren bei seinem damaligen Arbeitgeber die Heizungsabteilung. Da eine Geschäftsübergabe bevorstand, sah sich Hanspeter Roth nach einer anderen Stelle um und bewarb sich bei der Gemeinde Sulgen. Diese suchte infolge der Pensionierung des Stelleninhabers einen neuen Werkhofleiter. «Eine Bewerbung lag nahe, zumal ich damals auch Vizekommandant des Feuerwehrzweckverbands Sulgen–Kradolf-Schönenberg war», erklärt Roth. Doch alt Gemeindeammann Hans Ziegler sah in ihm die ideale Besetzung für die geplante Posi-tion des künftigen Brunnenmeisters. «Da die Zusammenführung der Wasserversorgungen Sulgen und Kradolf-Schönenberg politisch noch nicht ausgereift war, war es dann so, dass ich die Stelle erhielt, diese aber noch nicht so bezeichnet wurde», lacht Roth. Um seinen neuen Beruf ausüben zu können musste sich Hanspeter Roth bei seiner Weiterbildung ins Fach Chemie vertiefen. «Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, entsprechend hoch sind die hygienischen Anforderungen», weiss er. Besonders die in Sulgen angesiedelte lebensmittelverarbeitende Industrie sei auf eine konstant hohe Wasserqualität angewiesen. So sei es im ersten Moment für ihn ein richtiger Schock gewesen, als das Wasser im AachThurLand vor rund vier Jahren einen zu hohen Chlorothalonil-Wert aufwies. Durch das Verbot des Stoffes in der Landwirtschaft und das Einleiten von Bodenseewasser habe sich die Situation aber mittlerweile entspannt. «Der Tatsache, dass unsere Wasserversorgung heute zur Versorgungssicherheit notfalls auf Seewasser von Regio Energie Amriswil zurückgreifen kann, ging ein länger andauerndes Projekt voraus, bei dem es manche Klippen zu umschiffen galt,» erinnert sich der Brunnenmeister. Im Zuge dieses Projekts wurden auch die Gemeindeteile Hessenreuti und Ruppertsmoos in die Wasserversorgung Sulgen integriert.

Vielfältige Aufgabe

Hanspeter Roths Fachwissen ist auch bei vielen anderen Projekten gefragt. Bei einem Netzausbau oder einer Netzsanierung achtet er darauf, dass alle Vorgaben der Generellen Wasserversorgungsplanung eingehalten werden. Um Synergien zu nutzen, arbeitet er beim Leitungsbau mit den Verantwortlichen der anderen Werke zusammen. «Müssen am Netz Bauarbeiten oder Reparaturen vorgenommen werden, so sorgen wir dafür, dass wir möglichst keine oder nur kurze Versorgungsunterbrüche haben. Diese provisorischen Leitungen müssen gut geplant, sorgfältig installiert und danach ebenso wieder zurückgebaut und für den nächsten Gebrauch gründlich desinfiziert werden.» Zu den weiteren Aufgaben eines Brunnenmeisters gehören die Datenerfassung des Leitsystems sowie deren saubere Dokumentation und die Bereitstellung der Daten für das Amt für Umwelt des Kantons Thurgau. Sulgen bezieht einen grossen Teil seines Wassers vom Thurgrundwasser. Es obliegt dem Brunnenmeister den Grundwasserstand regelmässig zu überwachen und ihn stabil zu halten. «Regenwetter lässt den Grundwasserspiegel ansteigen. Wir haben auch die Möglichkeit, einen zu tiefen Grundwasserstand mit Wasser aus dem Kanal auszugleichen, sofern im Fluss genügend Wasser fliesst. Bis die Anreicherung Wirkung zeigt, dauert es jedoch mehrere Tage, also länger, als die Wetterprognosen zuverlässig reichen», erklärt der 65-Jährige die Schwierigkeiten dieses Unterfangens. Durch die zunehmende Digitalisierung ist in den letzten Jahren mit dem Thema Cybersicherheit noch eine weitere Herausforderung auf den Brunnenmeister und die Werkbetriebe hinzugekommen. Mit Hanspeter Roths Pensionierung auf Ende Juni wird die Verantwortung über die Wasserversorgung AachThurLand in die Hände seines bisherigen Stellvertreters Thomas Zwahlen gelegt. Auch er hat die Ausbildung zum Brunnenmeister berufsbegleitend abgeschlossen. Hanspeter Roth wird sich in Zukunft mehr Zeit für seine Hobbys nehmen können. Er ist aktiver Schütze bei den Erlenackerschützen Kradolf-Schönenberg, wo er auch als Schützenmeister amtet. «Meine Partnerin und ich bewohnen in Neukirch an der Thur eine ältere Liegenschaft mit Umschwung. Da gibt es immer etwas zu tun», sagt Roth. «Nebst den aufgeschobenen Arbeiten, die es zu erledigen gilt, werden wir sicher auch Zeit für Reisen, Wandern und Velofahren finden.» 

Hannelore Bruderer