Freitag, 25. August 2023
Riedt. Das Bädli-Areal in Riedt wurde einer umfassenden Sanierung unterzogen. Am letzten Freitag weihte der Bädliverein den neuen Anbau sowie den neu gestalteten Vorplatz mit einem ausgelassenen Fest ein.
Täglich passieren Tausende Automobilisten die Gemeinde Erlen. Von der Durchgangsstrasse aus haben sie unter anderem einen Blick auf Gewerbebetriebe, Industriebauten oder den Schulhauskomplex. Dass sich nur wenige Meter abseits der viel befahrenen Strasse ein richtiges Schmuckstück befindet, wissen wohl die wenigsten unter ihnen. Direkt bei der Unterführung, die von Riedt nach Ennetaach führt, befindet sich das sogenannte «Bädli». Hier kann man seine Seele baumeln lassen und für eine Zeit die Strapazen des Alltags hinter sich lassen. Der Weiher ist umrandet mit einem Gürtel aus Schilfrohr, Büschen und Sträuchern. Auf und im Gewässer lassen sich Blässhühner, Schlangen und Krebse beobachten und ein mittlerweile überwuchertes Bootshaus lässt erahnen, dass hier in früheren Zeiten sogar Fahrten über den Weiher unternommen werden konnten.
Hardware erneuert
Am Freitagabend herrschte reges Treiben auf dem Gelände, das der Politischen Gemeinde Erlen gehört und vom Bädliverein gehegt und gepflegt wird. Grund dafür waren die Einweihungsfeierlichkeiten für den neu erstellten Erweiterungsbau, die Sanierung der Küche sowie der Neugestaltung der Umgebung. «Der alte Schopf war klein und baufällig», erklärte Bernhard Koch, der den Bädliverein seit 18 Jahren präsidiert. Für die Sanierung genehmigten die Erler Stimmbürger einen Kredit über 183 000 Franken. «Die Gemeinde ist für die Hardware zuständig, der Bädliverein für die Software», erklärte Bernhard Koch lachend. Zur Anlage gehört auch die Regula-Stube, die sich in dem hölzernen Gebäude mit dem Glockentürmchen befindet. Von Mitgliederbeiträgen und dem Erlös, der durch die Vermietung der Regula-Stube in die Vereinskasse gespült wird, berappt der Bädliverein den Unterhalt der Anlage oder die Erneuerung des Inventars.
Bewegte Vergangenheit
Um das Bädli ranken sich viele Geschichten. Eine besagt, dass sich an dieser Stelle eine Heilquelle befand, in der vor über 1700 Jahren die heilige Regula ihre wunden Füsse heilte. Später machten Pilgerzüge, die von Deutschland nach Einsiedeln unterwegs waren, bei der St.-Regula-Kapelle Halt und nutzten die heilende Kraft der Quelle für sich. «Im Juni 1883 eröffnete hier das Hotel Quellenbad», erklärte Bernhard Koch und deutete auf die Stelle neben der Regula-Stube. In einem Inserat warb Badbesitzer Jäger damals für «Schwimm-, Zellen- und warme Bäder». An schönen Sonntagen besuchten bis vierhundert Gäste das Bädli und genossen neben dem Restaurant Gartenkonzerte, venetianische Sommernachtsfeste, Feuerwerke und Militärmotorradrennen. Der heutige Weiher entstand erst in späterer Zeit. Um den am Bädli entlangführenden Bahndamm aufzuschütten, wurde ein rund 25 Meter breites und 100 Meter langes Loch ausgebaggert, welches dann mit dem Wasser der Quelle aufgefüllt wurde. «Bevor Amriswil eine Badi bekam, hatten wir schon eine», erzählte Bernhard Koch nicht ohne Stolz. Am 26. Oktober 1970 endete die Ära des Hotel Quellenbades abrupt. In den frühen Morgenstunden wurde es von einem Brand komplett zerstört. Die Brandruine blieb zehn Jahre lang Teil des Dorfbildes, bevor die damalige Ortsgemeinde Riedt der Gebäudeversicherung das Haus abkaufen konnte und es der 1978 gegründeten Trägerschaft «Bädliverein» übergab.
Blutegel und Pistazienglace
Seine Rede an der Eröffnungsfeier spickte Bernhard Koch mit zahlreichen Anekdoten, die für herzhafte Lacher sorgten. So erinnerte er sich daran, als Kind nach dem Baden Blutegel an den Beinen gehabt oder für eine Kugel Glace zwanzig Rappen bezahlt zu haben. «Pistache war damals beliebt», sagte er augenzwinkernd. Zudem erinnerte er daran, dass das Bädli früher als Löschwasserreserve für das Tanklager diente und so den Kontostand der Vereinskasse jährlich um 1000 Franken erhöhte. Als weiterer Redner wendete sich Gemeindepräsident Thomas Bosshard an die Anwesenden. «Ich hoffe, dass ihr in Zukunft viele ausgelassene Treffen hier auf dem Bädli-Areal haben werdet», sagte er. Im Weiteren informierte er darüber, dass auf dem Bädli-Areal als Nächstes eine öffentlich zugängliche WC-Anlage realisiert werden wird.
Monika Wick