Freitag, 25. Oktober 2019

Bürglen. Für ein wohltätiges Projekt reiste die Bürglerin Lisa Thoma nach Guinea. In der Hauptstadt Conakry instruierte sie Frauen im Gebrauch von modernen Stickmaschinen.

«Ich bin zurück in der Schweiz», sagt Lisa Thoma und reckt lachend ihre Arme in die Höhe. Etwas müde sieht die Frau, die in Bürglen eine Stickerei betreibt, schon noch aus. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, denn Lisa Thoma ist erst vor wenigen Tagen aus dem afrikanischen Staat Guinea zurückgekehrt, wo sie im Rahmen eines wohltätigen Projekts einheimische Frauen im Gebrauch von Stickmaschinen instruiert hat. 

Schnelle Entscheidung
Das wohl grösste Abenteuer ihres Lebens hat Lisa Thoma eine Anfrage  von Priska Haag vom «Nähfox» in St. Gallen beschert. «Ich beziehe von ihr meine Maschinen und sie kennt meine Arbeitsweise. Daher hat sie mich angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, am Projekt mitzuarbeiten», erklärt Lisa Thoma. Viel Zeit zum Überlegen blieb Lisa Thoma aber nicht. Innerhalb von vierzehn Tagen musste sie eine Betreuung für ihre Tochter organisieren, die erforderlichen Impfungen vornehmen lassen sowie ein Visum beantragen. «Normalerweise geht das nicht so schnell. Da das Projekt aber vom guineischen Staat finanziert wird, ging alles sehr schnell», erklärt Lisa Thoma. Trotz Bedenken von Freunden und Bekannten reiste sie am 10. Oktober via Paris nach Conakry, der mit rund 1,6 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Stadt Guineas. Ihre anfänglich gemischten Gefühle bei der Ankunft lösten sich schnell in Wohlgefallen auf. «Ich habe ja nicht gewusst, was mich erwartet. Der Empfang war aber sehr herzlich», sagt Lisa Thoma. «Ich habe mich zu keiner Zeit unwohl oder unsicher gefühlt. Zudem hatte ich einen eigenen Chauffeur und wurde gut bewacht», fügt sie hinzu. 

Skepsis schnell gewichen
Vor Ort wird das Projekt des Sozialministeriums (CAF) von Mohamed Kaba, dem Inhaber von IT-House, betreut. «Das Projekt umfasst 38 Häuser, in denen Frauen ein geschützter Arbeits- oder Ausbildungsplatz in Schneidereien, Perlerien oder Coiffeursalons geboten wird», erklärt Lisa Thoma. An ihr erstes Zusammentreffen mit den 15 Frauen erinnert sich Lisa Thoma genau. «Die Frauen machten einen ziemlich unmotivierten Eindruck auf mich», sagt sie. Bis anhin haben die Frauen auf pedalbetriebenen Maschinen aus Grossmutters Zeiten gestickt. «Wunderschön, aber extrem zeitaufwändig», bemerkt Lisa Thoma. Die Skepsis der Frauen wich aber innert Kürze grossem Interesse und Engagment. Sie produzierten Tischsets oder Ohrringe, um diese Alpha Condé, Guineas Staatspräsidenten, präsentieren und damit die Beschaffung weiterer Gelder erreichen zu können. «Wir sind für die Aufzeichnung einer Nachrichtensendung zusammengetroffen», sagt Lisa Thoma. Da ihre Anstrengungen von Erfolg gekrönt waren und der Erwerb von weiteren Maschinen bewilligt wurde, reist Lisa Thoma bald wieder nach Guinea, um weitere Frauen im Gebrauch der Maschinen zu schulen. «Ich gehe sehr gerne wieder. Meinen ersten Einsatz habe ich keine Minute bereut», sagt Lisa Thoma. Die Worte glaubt man ihr sofort. Voller Begeisterung erzählt sie von der Gastfreundschaft, der Fröhlichkeit und der Dankbarkeit der Bevölkerung. «Sie sind zufrieden und glücklich mit nichts. Die Frauen haben nicht nur von mir gelernt, ich habe auch von ihnen lernen können», sagt Lisa Thoma. 

Schritt in richtige Richtung
Einzig die maroden Strassen, der desolate Zustand der Gebäude oder der herumliegende Müll gaben ihr zu denken. «Guinea ist ein reiches Land. Leider mangelt es an Bildung und Know-how», sagt Lisa Thoma. Mit dem sozialen Projekt macht der Staat aber einen Schritt in die richtige Richtung. Ziel ist es, Wäsche für Hotels, Arbeitskleidung für Firmen oder afrikanische Trachten zu besticken und damit auch der ärmeren Bevölkerung ein sicheres Einkommen zu ermöglichen. 

Monika Wick