Freitag, 18. August 2023
Bürglen. Nach der Auflösung der Guggenmusik will die Fasnachtsgesellschaft Schlosshüüler die Bürgler Fasnacht mithilfe anderer Vereine durchführen.
„Es geht mir nicht darum, den Verein zu retten. Es geht vor allem darum, denn Anlass zu retten», stellt Walter Strasser klar. Der Kampfgeist des 64-jährigen Weinfelders rührt unter anderem daher, dass die Bürgler Fasnacht sein «Baby» ist. Er hat den Anlass, wie er bis anhin bestanden hat, vor über vierzig Jahren aus der Taufe gehoben. Doch von Anfang an. Bereits zum Beginn der letzten Fasnachtssaison kündigten diverse Gug-gen-Mitglieder der Fasnachtsgesellschaft Schlosshüüler an, dass dies ihre letzte Tournee sein wird. «Intern war es schon seit Längerem klar, dass das das Ende der Guggenmusik bedeutet. Leider hat sich der Verdacht bewahrheitet», sagt Walter Strasser, der Ende Jahr als Schulleiter der Sekundarschule Müllheim in Pension geht. Erschwerend kam hinzu, dass der bisherige Vorstand der Fasnachtsgesellschaft geschlossen zurückgetreten ist. «Dann wars das mit der Bürgler Fasnacht», war ein Gedanke, den Walter Strasser nicht zulassen wollte. Nach 27-jähriger Pause liess er sich aus Überzeugung wieder zum Präsidenten der Schlosshüüler wählen. Den neuen Vorstand vervollständigen Vizepräsident Michael Anhorn, Aktuarin Tatjana Wagner und Beisitzerin und Festwirtin Tamara Baumann.
Auf Hilfe angewiesen
Dass sich die Organisation der Bürgler Fasnacht mit den aktuell 23 Vereinsmitgliedern nicht mehr bewerkstelligen lässt, ist für Walter Strasser klar. «Bei der neuen Fasnacht rückt Bürglen ins Zentrum. Alle können mitmachen», erklärt er. Wie das aussehen könnte, weiss Walter Strasser bereits und die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus. «Der Feuerwehrverein übernimmt die Beizenfasnacht, ein Verein könnte beim Auf- und Abbau der Infrastruktur helfen, einer könnte beispielsweise die Kaffeestube betreiben oder beim Servieren an der ‹Schnitzlete› helfen», sinniert er. Da die Fasnachtsgesellschaft Schlosshüüler finanziell auf gesunden Beinen steht, würde sie einen grossen Teil des Gewinns für den Einsatz der helfenden Vereine einsetzen und diese mit einem Beitrag in deren Vereinskasse entlöhnen. Einen Aufruf zur Mithilfe an der Bürgler Fasnacht finden die Vereine in Kürze in ihren Briefkästen. «Ich hoffe sehr, dass die Leute die Initiative ergreifen und dabei sind. Es wäre sehr schade, wenn es nicht weiterginge», sagt Walter Strasser. Bis anhin stiess Walter Strasser im Dorf auf grosses Wohlwollen und Unterstützung. «Ich habe ein grosses Netzwerk und bin für die Leute ein Bürgler, obwohl ich schon länger nicht mehr hier wohne.» 38 Jahre lang lebte Walter Strasser in Bürglen und arbeitete zwei Jahrzehnte als Lehrer im Dorf.
Motto steht bereits
Mit «Hop-On Hop-Off – We Are On Tour» steht das Motto für die nächste Bürgler Fasnacht, die vom 16. bis 18. Februar 2024 stattfindet, bereits fest. Die Idee dafür wurde geboren, als eine Kollegin von einer Besichtigungstour mit einem Touristenbus berichtete. «Für mich ist klar, dass das Motto ideentechnisch viel hergibt und gleichzeitig suggeriert ‹es gibt uns noch – wir machen weiter›», erklärt Walter Strasser. Vom neuen Konzept ist Walter Strasser überzeugt: «Ich bin sicher, dass es funktioniert, zumal sich der Aufwand für jeden einzelnen Beteiligten so im Rahmen hält.» Er selber wird sich um die Organisation der «Schnitzlete» am Samstagabend kümmern und als Mitglied der Schnitzelbank «Emanze mit Ranze» das gesellschaftliche und politische Leben in und um Bürglen aufs Korn nehmen. Wie es in Zukunft mit der Bürgler Fasnacht weitergehen soll, vermag Walter Strasser nicht zu sagen: «Wir müssen erst testen, ob und wie das neue Konzept funktioniert.» Sollte die Bürgler Fasnacht wieder auf Erfolgskurs kommen, würde Walter Strasser das Präsidentenamt weitergeben: «Ich bin der Meinung, dass man nicht an seinem Sessel kleben soll!»
Monika Wick