Freitag, 10. Mai 2024
Sulgen. Im Oberdorf entsteht an der Kirchstrasse eine neue Überbauung, bestehend aus sechs Gebäuden mit insgesamt 15 Wohnungen. Die Einwohnerzahl wird dadurch weiter ansteigen, problematisch ist das vorerst nicht.
Das Projekt, an dessen Realisierung mehrere Unternehmen beteiligt sind, trägt den Namen «Aurea». Die Bezeichnung, abgeleitet vom lateinischen Wort für golden, ist Programm. Die für die Vermarktung zuständige Firma Aforia Immobilien AG mit Sitz in Horn TG stellt im Prospekt eine «bemerkenswerte Wohn- und Wohlfühlatmosphäre» in Aussicht. Es werde «ein ‹goldener› Lebensraum, der Luxus und Lebensfreude verkörpert», geschaffen. Die nach Süden ausgerichteten Häuser bieten Gewähr für eine lang andauernde Sonneneinstrahlung, der Blick auf das Alpsteinmassiv mit der markanten Silhouette des Säntis stellt ein weiteres Argument für einen Einzug dar.Das Bauvorhaben umfasst auf einer Gesamtfläche von rund 4500 Quadratmetern ein freistehendes Einfamilienhaus, sechs Doppelhaushälften sowie zwei Mehrfamilienhäuser mit total 15 Eigentumswohnungen. Zur Auswahl stehen 2 ½-, 3 ½-, 4 ½- und 5 ½-Zimmer-Wohnungen. Unter den sechs Baukörpern befinden sich 38 Tiefgaragenplätze, die mit einem Flachband für E-Mobilität erschlossen werden. Mit Ausnahme des Einfamilienhauses sind alle Bauten mit einer auf dem Dach installierten, vollflächigen Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Es ist ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch vorgesehen. Zum Energiekonzept gehört ausserdem eine Erdsonden-Heizung. «Ziel ist die maximale Eigennutzung des produzierten Stroms», erklärt Adrian Frei, Inhaber und Geschäftsführer der Aforia Immobilien AG. Die Preisskala für eine gewöhnliche Wohnung reicht von 440 000 bis 850 000 Franken. Die beiden Attikawohnungen in jenem Mehrfamilienhaus, das ein Minergie-Zertifikat erhält, kosten je 1,35 Millionen Franken, das Einfamilienhaus kommt auf 1,31 Millionen Franken zu stehen. Laut Frei gab es vier Einsprachen, die jedoch rasch bereinigt werden konnten. Die Baubewilligung seitens der Gemeinde ist inzwischen erteilt. Die Lage am nordöstlichen Dorfrand habe keine besonderen planerischen und gestalterischen Anforderungen zur Folge gehabt, führt Frei aus. Die kommunale Bauverwaltung sei frühzeitig ins Projekt miteinbezogen worden, und im Rahmen des Bewilligungsverfahrens habe es eine gute Zusammenarbeit gegeben. Frei betont, dass im Sinne der Wohnqualität die Grenzen des gesetzlich Machbaren nicht ausgereizt worden seien. So habe man es bei den Doppel-Einfamilienhäusern bei zwei Geschossen belassen, dreigeschossig seien aufgrund der Attikawohnungen einzig die beiden Mehrfamilienhäuser.
Abbruch Altliegenschaften
Um das Projekt «Aurea», für das kein Gestaltungsplan erforderlich war, realisieren zu können, müssen zwei Liegenschaften weichen: die Villa Ernst und das Haus Betlehem an der Ecke Kirchstrasse/Bethanienweg, wo früher Ordensschwestern zu Hause waren, die Sulgen aber schon vor über zehn Jahren verlassen haben. Die Abbrucharbeiten sollen nach den diesjährigen Sommerferien beginnen. Der Spatenstich ist für das vierte Quartal 2024 geplant, sodass die Wohnungen im Idealfall im Sommer 2026 bezogen werden können.
Bauland – ein rares Gut
Mit jeder grösseren Überbauung stellt sich die Frage nach der verbleibenden Baulandreserve und nach den Möglichkeiten, die steigende Einwohnerzahl mit der vorhandenen Infrastruktur zu verkraften. «Bauland war in Sulgen schon bisher sehr knapp, nun sind die Reserven erschöpft», erklärt Gemeindepräsident Andreas Opprecht. Da zu Wohnzwecken im Moment kein Land mehr eingezont werden könne, müsse man sich mit einer kompakten, «verdichteten» Bauweise behelfen. Eine weitere Möglichkeit, neue Wohnungen zu errichten, sei – wie im Fall des Projekts an der Kirchstrasse – der Abbruch alter Liegenschaften. Von 2011 bis 2022 hat die Einwohnerzahl der Gemeinde Sulgen um 500 Personen zugenommen und liegt aktuell bei 4000. Bis 2026 ist laut Opprecht mit einer Zunahme um rund 150 Personen zu rechnen. Die heutigen Rahmenbedingungen würden für maximal 1000 weitere Einwohner reichen, sagt er. Es bedürfe bei dieser Einschätzung aber einer differenzierten Betrachtung. Nicht alle kommunalen Werke seien von einer Bevölkerungszunahme gleich stark betroffen. Und es mache auch einen Unterschied, ob es sich bei Neuzugezogenen hauptsächlich um Erwachsene oder mehrheitlich um Kinder und Jugendliche handelt. Den Bau neuer Eigentumswohnungen begrüsst Opprecht grundsätzlich: «Wer eine solche Wohnung erwirbt, bleibt in der Regel länger. Es gibt dann weniger Mutationen in der Bevölkerung.» Dass in einer Gemeinde auch genügend Mietwohnungen vorhanden sein sollten, stellt Opprecht nicht in Abrede. Er verweist in diesem Zusammenhang auf gemeindeeigenes Land an der Grundstrasse in Sulgen, wo dereinst Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen, allenfalls von einer Genossenschaft, errichtet werden könnten.
Hinweis: Weitere Informationen unter www.aurea-sulgen.ch
Georg Stelzner