Freitag, 10. Januar 2025

Sulgen. Eine Dreifachturnhalle konnten sich die Gemeinderatskandidaten Patrick Betschen (FDP) und Jürg Bruggmann (Die Mitte) gut vorstellen. Und einer Fusion mit Kradolf-Schönenberg erteilten sie keine Abfuhr – doch betonten beide, dass dies wohl erst nach ihrer Zeit als Gemeinderäte ein Thema werden dürfte.

Angst davor, am kommenden 9. Februar vom Sulgener Souverän nicht gewählt zu werden, müssen wohl weder Patrick Betschen (FDP) noch Jürg Bruggmann (Die Mitte) haben. Denn für die beiden frei werdenden Gemeinderatssitze – Erwin Dreier und Hanspeter Kernen demissionieren – stehen nur zwei Nachfolgekandidaten parat: Betschen und Bruggmann.
Dennoch versuchten beide Gemeinderatskandidaten am von der Interpartei Sulgen organisierten Wahlpodium vom Dienstagabend zu punkten, was beiden im kleinen Auholzsaal vor rund 40 Interessierten gut gelang. Zuerst fühlte Moderator Ernst Ritzi den Bürgerlichen auf den Zahn, dann gabs kritische Fragen aus dem Publikum. 

Klare Wunschressorts
Patrick Betschen betonte, dass er sein Wissen als selbstständiger Unternehmer im Bereich Gebäudetechnik und als Offizier des Feuerwehrzweckverbands Sulgen–Kradolf-Schönenberg gerne in den Gemeinderat einbringen wolle. Falls er gewählt werde, werde er aus der Feuerwehr ausscheiden. Entsprechend habe er schon seine Nachfolge als Brandschutz-Verantwortlicher aufgegleist, erklärte Betschen. Bei ihm sei klar, welches Amt er am liebsten im Gemeinderat ausüben würde, aber er würde sich auch in alles andere einarbeiten.
Ähnlich äusserte sich Jürg Bruggmann. Der ehemalige Radprofi und langjährige Leiter der Sozialen Dienste in Weinfelden, verhehlte nicht, dass er sich in den Bereichen Soziales, Sport und Vereine am wohlsten fühlen würde, wohingegen er erklärte, sich im Ressort Bau nicht wirklich auszukennen.
Sowohl Betschen als auch Bruggmann empfinden Sulgen schon heute als sehr attraktiv – und zwar nicht nur wegen des Naherholungsgebiets in unmittelbarer Nähe, sondern auch, weil es viele Einkaufsmöglichkeiten (Bruggmann) und einen guten Arbeitsplatz-Mix aus Gewerbe und Industrie (Betschen) gibt.
Dennoch müsse es die eine oder andere Änderung geben. Betschen stufte die Realisierung der Bodensee-Thurtal-Strasse (BTS) als sehr wichtig fürs Dorf ein. Er wolle sich als Gemeinderat für den Bau der Strasse einsetzen, denn «die BTS ist wichtig, damit Lieferungen auch zu Stosszeiten rechtzeitig nach Sulgen gelangen». Auch Jürg Bruggmann fand an der abgespeckten Version mit Umfahren in Weinfelden und Sulgen Gefallen – wies jedoch darauf hin, dass das die Nachbargemeinden anders sehen könnten. «Für Sulgen tönt das gar nicht so schlecht. Wir bekommen Verkehrsanbindungen Richtung Zürich und ins Rheintal. Aber die Frage wird wohl sein, ob der ‹Ochsen›-Kreisel alles schlucken kann? Weniger toll dürfte die BTS aber für Bürglen oder Erlen sein», gab Bruggmann zu bedenken.
Begeistern könnten sich beide für eine Dreifachturnhalle. «So könnten wir den Sport auf allen Altersstufen fördern. Für mich wäre der Bau einer solchen Turnhalle eine gute Investition, die zwar teuer wäre, sich aber bezahlt machen würde», so Jürg Bruggmann. Patrick Betschen sah noch einen weiteren Aspekt. «Mit einer Dreifachturnhalle könnten wir auch kantonale oder gar nationale Sportanlässe nach Sulgen holen – wodurch unser Ort noch bekannter würde.»
Weniger einig waren beide beim Bau des Sulgener Aussichtsturms. Während Jürg Bruggmann ins Feld führte, dass viele andere bekannte Türme in der Gegend (Amriswil, Wil, Frauenfeld) deutlich weiter weg vom Siedlungsgebiet stünden als die geplante Sulgener Version, argumentierte Betschen, dass ein Turm ein touristischer und gesellschaftlicher Gewinn für die ganze Region wäre.
«Man könnte dort mal den 1. August feiern oder sich mit Freunden treffen», so Betschen. Allerdings müsste man auch schauen, dass nicht nur der Turm gebaut, sondern auch eine entsprechende Infrastruktur (Parkplätze, WC) bereitgestellt würde. 

Gemeindefusion: «Erst mal unrealistisch»
Angesprochen auf eine etwaige Fusion mit Kradolf-Schönenberg erklärten beide, dass sie diesbezüglich keine Denkverbote kennen würden. Allerdings sei ein zeitnahes Zusammengehen der Gemeinden nicht realistisch. Ein solcher Schritt müsste zuerst von der Bevölkerung gewünscht und dann breit mitgetragen werden, bevor er eine realistische Chance haben könnte. Und das dürfte – so erklärten sowohl Betschen wie auch Bruggmann – nicht vor zehn bis 15 Jahren der Fall sein; also dann, wenn beide wohl nicht mehr der Sulgener Exekutive angehören werden.

Christof Lampart