Freitag, 19. Juli 2019
Knapp 200 Meter nach der Thurbrücke befindet sich ein Geschäft mit Modelleisenbahnen. In dem Gebäude betrieb Familie Frei früher eine Bäckerei. Schon im Adressverzeichnis aus dem Jahr 1848 wird Bäcker Heinrich Frei aufgeführt. Am linken Rand des grossen Bildes sieht man die «Brod & Feinbäckerei» von Emil Frei zu Beginn des 20. Jahrhunderts – rechts den Fabrikkonsum, wo man Lebensmittel und allerhand Nützliches für den Haushalt günstig einkaufen konnte. Sohn Emil hatte das Geschäft 1946 übernommen. 1953 wurde eine neue Backstube angebaut mit einem sehr modernen, zweigeschossigen Elektroofen. Bei allen Schönenberger Kindern, die während seiner Amtszeit zur Schule gegangen sind, und bei den Fabrikangestellten waren seine legendären «Chümmipüürli» bekannt und beliebt. Dasselbe galt auch für sein luftiges Weissbrot und die «20er-Stückli». Emils Sohn Willi schätzt, dass sein Vater in seinem Bäckerleben mehr als eine halbe Million solcher herrlicher Brötchen gebacken hat.
Emils Frau Anna führte den Laden, betreute die Familie sowie den Haushalt und bewältigte die ganze Administration. Zudem lieferte sie jeweils am Mittwoch und am Samstag im Raum Neukirch mit dem Auto Brot aus. Sohn Willi war bereits als 5-jähriger Junge im Bäckereibetrieb tätig. Mit seinem Tretauto fuhr er fast täglich einen mit Brot gefüllten Korb zur Fabrikkantine in der Weitenau, um den Arbeiterinnen und Arbeitern zur 9-Uhr-Pause frisches Brot zu liefern. Später waren seine Aufgaben nicht mehr spielerischer Art. Meist begleitete er seine Mutter auf Verkaufstouren. Zudem musste er in der Backstube helfen, Bleche und Geschirr abzuwaschen sowie den Boden zu wischen. Samstag galt es zudem, alle Maschinen aufs sorgfältigste zu reinigen. Die Familie hat das Geschäft 1977 aufgegeben und verkaufte wenig später das Haus.
Guido Stutz