Freitag, 29. Mai 2020
Sulgen. An Pfingsten dürfen wieder Gottesdienste gefeiert werden. Mit der Umsetzung eines umfangreichen Schutzkonzeptes überlässt die Evangelische Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf nichts dem Zufall.
Kirchen sind Orte der Begegnungen, aber gerade auf diese mussten viele Leute für längere Zeit verzichten. Zu gross war das Risiko, das Coronavirus in Gottesdiensten zu übertragen. Pfingsten sei ein gutes Datum, um die Kirchen wieder für Gottesdienste zu öffnen, sagt Pfarrer Frank Sachweh, denn Pfingsten stehe für den Aufbruch nach einer Zeit der Lähmung. Gleichzeitig spüre er auch die grosse Verantwortung, die mit diesem Schritt zur Lockerung einhergehe. «Verantwortung» ist ein Wort, das gleich mehrmals fällt im Gespräch mit dem Pfarrer, dem Kirchenpräsidenten Walter Berger und dem Mesmer Bruno Blaser, der zusammen mit seiner Mesmerin Ursula Gubler für die Einhaltung der Massnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus in der Kirchgemeinde zuständig ist.
Vorausschauend reagiert
«Da lange Zeit von einer möglichen Lockerung am 14. Juni ausgegangen worden ist, kam die Erlaubnis, Gottesdienste bereits zu Pfingsten wieder abzuhalten, für uns überraschend», sagt der Kirchenpräsident. «Mit einem fertigen Schutzkonzept waren wir aber gut vorbereitet, jedoch mit der Umsetzung mussten wir uns plötzlich beeilen.»
Es sind mehr als ein Dutzend Punkte, die im Konzept der Kirchgemeinde zum Schutz der Kirchgänger und des Personals aufgeführt sind. Zuoberst steht die Besucherzahlbeschränkung, die aufgrund der Abstandsregel von zwei Metern nötig wird. «Wir verzichten auf eine Voranmeldung, da wir an unseren beiden Standorten genügend Platz haben», sagt Walter Berger. «Wir rechnen auch nicht damit, dass wir an Pfingsten gleich überrannt werden. Zumal viele unserer Kirchgänger der Risikogruppe angehören und deshalb noch zurückhaltend sein werden. In der Kirche Sulgen sind maximal 220 Besucherinnen und Besucher zugelassen, im Kirchenzentrum Kradolf mit dem angrenzenden Saal sind es 100. Die Plätze sind nummeriert und von den Kirchgängern werden die Kontaktdaten erfasst. So könnten die Personen im Umfeld einer möglichen infizierten Person informiert werden, sollte dies nötig sein. Ein wichtiger Punkt im Konzept ist die Hygiene. «Wir deszinfizieren Sitzflächen, Türklinken und weitere Kontaktflächen in den Kirchen und auch in allen WC-Anlagen vor und nach den Gottesdiensten», sagt Bruno Blaser. Zudem werden die Gotteshäuser gut gelüftet. Distanzmarkierungen sorgen vor den Eingängen dafür, dass Menschenansammlungen vermieden werden. Mittel zur Handdesinfektion sind ebenso vorhanden wie Schutzmasken für den freiwilligen Gebrauch. Pfarrer, Kirchenpräsident und Mesmer sind zuversichtlich, dass die Kirchgänger die vorgegebenen Massnahmen akzeptieren und einhalten werden. «Bereits am letzten Gottesdienst vor dem Lockout waren schon einige dieser Massnahmen in Kraft. Schon damals haben wir festgestellt, dass unsere Gemeindemitglieder die Verantwortung gegenüber anderen und sich selbst gut wahrnehmen.»
Musik ohne Gesang
Während der Verzicht auf das Händeschütteln für viele in den letzten Wochen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wird man sich an den Gottesdienst ohne Chorgesang, Abendmahl und den Kirchenkaffee erst gewöhnen müssen. Zwar wird im Pfingstgottesdienst nicht gesungen, für stimmige Musik und Rhythmus sorgen jedoch die Organisten und ein Djembe-Trommler.
Hannelore Bruderer