Freitag, 8. November 2024

Kradolf. Kinder und Jugendliche aus den Gemeinden Sulgen und Kradolf-Schönenberg kommen seit Mitte August 2022 in den Genuss einer familienergänzenden, ausserschulischen Betreuung durch den Verein FAME. Dessen Präsidentin und die verantwortliche Leiterin ziehen eine positive erste Bilanz.

Die ideologisch aufgeladene Frage, ob familienergänzende Angebote für die ausserschulische Betreuung von Kindern und Jugendlichen nötig sind, spaltet insbesondere in ländlichen Gegenden die Gesellschaft. Das war auch in der Region Sulgen nicht anders, als das Projekt FAME zur Diskussion gestellt und in der Folge aufgegleist und realisiert wurde. Eine definitive, seriöse Einschätzung hinsichtlich der Akzeptanz und des Bedürfnisses sei frühestens nach zwei Jahren möglich, meinte Heinz Gfeller, der damalige Vereinspräsident von FAME, im Januar 2023.

Nicht mehr wegzudenken
Der Zeitpunkt, um nachzufragen, wie sich die Einrichtung entwickelt hat, ist somit gekommen. Vereinspräsidentin ist mittlerweile Karin Brühlmann aus Schönenberg. Sie hat vor einem Jahr die Nachfolge des Sulgers Heinz Gfeller angetreten und zieht eine positive Zwischenbilanz: «Es darf mit Fug und Recht festgestellt werden, dass sich FAME etabliert hat. FAME ist bereits nicht mehr wegzudenken.» Eine gewisse Skepsis gebe es zwar nach wie vor, räumt die Vereinspräsidentin ein, doch seien in der Bevölkerung eine fortschreitende Akzeptanz und viel Goodwill zu spüren. Sozialpädagogin Kathrin Hampel, die als Leiterin für den Betrieb verantwortlich ist, teilt diese Ansicht: «Wir sind sehr zufrieden. Unsere Betreuungsangebote kommen bei Eltern und Kindern gut an und tragen zudem zur Standortattraktivität von Sulgen und Kradolf-Schönenberg bei.» Dass FAME erfolgreich unterwegs ist, sei auch dem engagierten Vereinsvorstand zu verdanken, hält die Leiterin fest.

Auslastung gestiegen
Der Verein FAME bietet zeitlich und inhaltlich präzis definierte Module an. Die Mittagstische im Sulger Seniorenzentrum und im sanierten ehemaligen Kindergartenpavillon in Kradolf, der seit Januar 2023 zur Verfügung steht, gehören ebenso dazu wie die Vormittags- und Nachmittagsbetreuung. Im Rahmen dieser Angebote kümmern sich Kathrin Hampel und weitere acht Frauen um derzeit 70 Kinder aus mehrheitlich Schweizer Familien, deren Anteil rund 75 Prozent beträgt. Die Auslastung konnte seit dem Vorjahr merklich gesteigert werden, nämlich von 50 auf bis zu 65 Prozent. Auch in dieser Hinsicht sei das gesteckte, zwischenzeitliche Ziel erreicht worden, sagt Karin Brühlmann. Das zunehmende Interesse an den Angeboten hat laut Kathrin Hampel allerdings auch einen erheblichen Verwaltungsaufwand zur Folge. Damit FAME für alle Familien gleichermassen attraktiv ist, gibt es einkommensabhängige Tarife. Möglich ist dies dank der finanziellen Unterstützung der Einrichtung seitens der beiden politischen Gemeinden und der Volksschulgemeinde.
Aufgrund der steigenden Nachfrage ist das Betreuungsteam im Mai dieses Jahres mit einer zusätzlichen Fachperson «Betreuung» aufgestockt worden. «So können die Aufgaben auf mehr Schultern verteilt werden, was auch dem Betriebsklima zugutekommt», erklärt Karin Brühlmann. Eine Ausweitung der FAME-Aktivitäten, etwa mit der Eröffnung eines Standorts in Sulgen oder in Gestalt eines Mittagstischs in Götigho­fen, ist nach den Worten der Vereinspräsidentin eine Option. Die Verwirklichung solcher Pläne sei jedoch bedarfsabhängig und habe im Moment noch keine hohe Priorität.

www.vereinfame.ch 

Georg Stelzner