Freitag, 4. Oktober 2024

Sulgen. Die Trocknungsanlage der Landi Aachtal in Sulgen läuft derzeit auf Hochtouren. Während der viermonatigen Saison werden rund 2000 Tonnen Mais, Gras oder Trester konserviert.

Bei der Trocknungsanlage der Landi Aachtal im Sulger Industriegebiet herrscht derzeit Hochbetrieb. In regelmässigen Abständen fahren Landwirte aus der Region mit vollbeladenen Anhängern vor dem Gebäude, das aus den 1960er-Jahren stammt, vor. Unter ihnen ist auch Valentin Fässler aus Hohentannen. Nachdem er auf die Waage gefahren ist, kippt er 5800 Kilogramm Spezial-Mostobst in die dafür vorgesehene Mulde. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Äpfel zur  Mosterei Ramseier Aachtal nach Oberaach transportiert, wo sie zu Apfelsaft verarbeitet werden. 

80 Prozent Ertrag
«Aus 100 Kilogramm Äpfeln entstehen rund 80 Liter Apfelsaft», erklärt Ibrahim Tahiri, der seit bald 40 Jahren bei der Landi Aachtal arbeitet und zusammen mit Andreas Eigenmann verantwortlich ist für den Standort Sulgen. Die Pressrückstände, auch Trester genannt, kommen zurück nach Sulgen, wo sie getrocknet und später Tierfutter beigemischt werden können. Ibrahim Tahiri ist gerade damit beschäftigt, Waagscheine für die Lieferanten auszufüllen. Liefert jemand Gras an, misst er den Wassergehalt oder legt nach dem Trocknungsprozess Proben zur Qualitätskontrolle zur Seite. «Nach einer bestimmten Zeit werden diese entsorgt», erklärt er.
Die Trocknungsanlage in Sulgen ist von August bis September in Betrieb. «Wir trockenen hauptsächlich in Oberaach, Sulgen hilft dabei, Spitzenzeiten abzufedern», erklärt Beat Hubmann, Produktionsleiter der Landi Aachtal. In den Anfangszeiten wurde in der Trocknungsanlage hauptsächlich Trester konserviert, bis in den 1970er-Jahren der Anbau von Mais populär wurde. 

Duft liegt in der Luft
Im Innern des Gebäudes ist die Geräuschkulisse sehr hoch. Auf einem Förderband wird der zu trocknende Rohstoff in eine sogenannte «Drei-Wege-Trommel» geführt. Die «Drei-Wege-Trommel» ist rund 10 Meter lang und dreht sich langsam um die eigene Achse. Währenddessen wird der Rohstoff dreimal durch die Trommel geleitet und durch Erdgas erzeugte Hitze getrocknet. Die Abluft, die durch den Kamin entweicht, ist verantwortlich für die Duftwolke, die sich manchmal über Sulgen verbreitet. Je nach Kundenwunsch werden die getrockenten Produkte im Anschluss in Pellets gepresst und in überdimensionale Säcke verpackt. 

Trocknen ist kostspieliger
Eine weitere Art, Gras oder Mais haltbar zu machen ist das Silieren. Durch eine gute Verdichtung wird dabei der Sauerstoff aus dem Rohstoff gepresst. Danach sorgt eine Folie oder ein Silo dafür, dass die Silage sauerstoffdicht gelagert werden kann. «Das Trocken der Rohstoffe ist teuerer als das Silieren», erklärt Beat Hubmann. Trotzdem entscheiden sich viele Landwirte für die Trocknung. Grund dafür ist der Umstand, dass Landwirte, die die Milch ihrer Kühe an Käseproduzenten liefern, auf das Verfüttern von Silage verzichten müssen, da sie zu Fehlgärungen führen kann.
Die Trocknerei Aachtal konserviert nicht nur Rohstoffe im Auftrag der Landwirte, sondern übernimmt auch Ernten, die sie in ihren Agrar-Centern an andere Landwirtinnen und Landwirte in der Region veräussert.

Monika Wick