Sulgen. Seit einem Jahr gibt es die Schreibwerkstatt AachThurLand im Begegnungshaus Sulgen. Melitta Wäfler und Michèle Artho vom gleichnamigen Verein ziehen eine positive Bilanz.
Vera rollt dünne Papierstreifen langsam und sorgsam zu bunten Punkten. Das Mädchen ist in ihre Tätigkeit vertieft und interessiert sich gerade nicht für die Welt um sie herum. Aufgeklebt bilden die Punkte die Zahl 66. Vera gestaltet eine fröhliche und ganz persönliche Geburtstagskarte in der Schreibwerkstatt AachThurLand.
Ohne Druck und Vorgaben
Die Schreibwerkstatt ist in der Regel jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr für Kinder ab der 3. Klasse sowie für Erwachsene offen. «Sich Zeit nehmen und anderen Zeit schenken ist etwas, das man bei uns wunderbar machen kann», sagt Melitta Wäfler. «Briefe und Karten mit der Post zu verschicken, kennen einige Kinder in unserer digitalisierten Welt fast nicht mehr. Ihre Freude ist jeweils gross, wenn sie auf ihre Botschaften in ihren Briefkästen zu Hause ebenfalls handgeschriebene Antworten vorfinden.» Welche Ziele sie mit ihrem Besuch in der Schreibwerkstatt AachThurLand verfolgen, ist den Teilnehmenden selbst überlassen. «Bei uns gibt es keinen Druck zur Leistung», betont Michèle Artho. «Werden wir gefragt, geben wir gerne Tipps und Anregungen, weiss jemand bei kniffligen Basteleien nicht weiter, zeigen wir auch gerne etwas vor und helfen zum Gelingen mit.»
Bastelmaterial vorhanden
Dank grosszügigen Spendern ist die Schreibwerkstatt mit Material gut ausgestattet. Dieses ist im Unkostenbeitrag von fünf Franken je Teilnahme inbegriffen wie auch der Kuchen in der Pause. Für Familien mit mehreren Kindern gibt es einen Sonderpreis, so dass sich alle dieses Angebot leisten können. Nach einem Jahr Schreibwerkstatt AachThurLand ziehen die beiden Frauen eine positive Bilanz. Sie nähern sich ihrem Ziel an, mit dem Angebot die Kreativität von Jung und Alt zu fördern. «Wir haben Mädchen – es sind meist Mädchen, die die Schreibwerkstatt besuchen – die in kleinen Grüppchen immer wieder kommen, das freut uns natürlich sehr», sagt Michèle Artho. «Hier haben sie den Freiraum, um ihre eigenen Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen.» Während die offene Schreibwerkstatt, die ohne Anmeldung besucht werden kann, jeweils unterschiedlich viele Teilnehmende anzieht, sind die speziellen Handlettering-Kurse, die der Verein ebenfalls anbietet, ausgebucht. In der offenen Werkstatt sind besonders die Daten vor speziellen Feiertagen gut besucht – dann, wenn man sich traditionell gute Wünsche überreicht. Für diese Tage bereiten die Betreuerinnen als Ideengeber auch immer etwas Spezielles vor. Unter anderem ist geplant, dass die Schreibwerkstatt vor dem Muttertag, wenn in der Spielgruppe gebacken wird, ebenfalls offen ist. «Wir sind gespannt, ob bei dieser Gelegenheit, bei der Geschenke für die Mütter vorbereitet werden, auch einige Papis dabei sein werden.»
Offen für alle Generationen
Michèle Artho und Melitta Wäfler hoffen, dass noch mehr Personen aus der Region ihr Angebot nutzen. «Wir freuen uns auf jedes Kind und jede erwachsene Person», sagt Melitta Wäfler. «Besonders generationenübergreifende Konstellationen finde ich spannend, wenn zum Beispiel Grosseltern, für die handgeschriebene Briefe und Karten noch eine ganz andere Bedeutung hatten, mit ihren Enkeln die Schreibwerkstatt besuchen. Da entwickeln sich spannende Gespräche.» Am Mittwoch, 3. Mai, ist die Schreibwerkstatt AachThurLand das nächste Mal geöffnet.
Hannelore Bruderer