Freitag, 25. Februar 2022
Bürglen. Letzte Woche besuchten rund zwei Dutzend Teilnehmende mit dem Bürgler Forum die Autobau Erlebniswelt in Romanshorn. Dort trafen sie auf den früheren Autorennfahrer Eugen Strähl und sein Erfolgsauto.
Wohin den Blick zuerst wenden? Überall glänzt die Lackierung und spiegelt der Chromstahl. In der Supersport-Galerie reiht sich eine Luxuskarosse an die nächste. Und dann führte Museumsguide Stephan Thürlimann seine Gruppe als Erstes zu wohl einem der bescheidensten Exponaten der Autobau Erlebniswelt in Romanshorn: einem grauen VW Käfer. Spannend ist die Geschichte, die zum Bau dieses Kleinwagens führte, der jahrzehntelang das weltweit meistverkaufte Modell blieb. Der Autokonstrukteur Ferdinand Porsche, dessen Name für schnittige Sportwagen bekannt ist, erhielt 1934 vom nationalsozialistischen Staat Deutschland den Auftrag, einen Wagen zu konstruieren, der rund die Hälfte eines damals üblichen Autos kostete und für einen grossen Teil der Bevölkerung erschwinglich war. Diese Vorgabe wurde von Adolf Hitler persönlich gemacht. Weitere Vorgaben waren, dass das Auto bis zu fünf Personen befördern, eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichen und im Durchschnitt nicht mehr als 7 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbrauchen sollte. 1938 wurde zur Herstellung des Fahrzeugs in Fallersleben, einem Stadtteil von Wolfsburg, das Volkswagenwerk gegründet. Mit dem Auto für «den kleinen Mann» wurde vorerst aber nichts. Im Zweiten Weltkrieg stellte man im Volkswagenwerk Militärfahrzeuge und andere Rüstungsgüter her. Die serienmässige Produktion des Autos begann erst nach dem Niedergang des NS-Regimes und sein Name änderte sich von KdF (Kraft durch Freude) auf Volkswagen. In den 1950er-Jahren wurde der «Käfer», ein Kosename, den das Auto durch seine bucklige Karosserieform erhielt, zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders.
Schillernde Markennamen
Nach dieser Ausführung zum VW Käfer führte Stephan Thürlimann die interessierten Besucherinnen und Besucher vorbei an vielen weiteren Autos mit legendären Markennamen wie Maserati, Jaguar, Bugatti, Ford, Ferrari. Bei einigen, wie bei dem hellblauen Schweizer Sportwagen Monteverdi, blieb Stephan Thürlimann stehen und lieferte weitere Details zu Konstruktion, Leistung und Geschichte der Fahrzeuge.
Auto als Kultobjekt
Ohne die rasante Fahrt über den Furkapass mit James Bond am Steuer eines DB5, hätte die Automarke Aston Martin wohl nie die Popularität erreicht, die sie heute geniesst. Entsprechend viel Aufmerksamkeit erhielt das in Romanshorn ausgestellte Modell. Ein Blick aufs Armaturenbrett musste einfach sein, auch wenn sich dort keine Knöpfe für die ausfahrbare schusssichere Rückwand, den Schleudersitz und den Ölspray hinter den Rücklichteinheiten befinden. Beim Wechsel in die Halle mit den Classic Cars traf die Gruppe von Stephan Thürlimann kurz auf die zweite Gruppe Bürgler Senioren, die von Herbert Ott in Gegenrichtung durch die Ausstellung geführt wurde. Nach weiteren Erklärungen zu den formschönen Classic Cars ging es zur Racing Halle und der Lista Racing Box.
Ansteckendes Rennfieber
Dort begrüsste Eugen Strähl die Gruppe. Der Leimbacher begann Mitte der 1960er-Jahre, Rennen zu fahren. 1973 startete er zum ersten Mal für den Rennstall von Fredy Lienhard. Strähl präsentierte den von ihm damals gefahrenen Wagen gleich selbst. Dann gab er noch einen Einblick in die legendäre Streckenführung des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, das er ebenfalls gefahren ist. Die Motorsportbegeisterten hätten ihm wohl noch lange zuhören mögen, doch die vorgesehene Zeit ging dem Ende entgegen. Zu Fuss ging es zurück zum Bahnhof. Beim Kaffee im Restaurant Hafen waren sich die Ausflugsteilnehmer einig: Ein einziger Nachmittag reicht für die Autobau Erlebniswelt nicht, ein weiterer Besuch lohnt sich.
Hannelore Bruderer