Freitag, 29. März 2019
Erlen. Am «Frauetreff Erlen spezial» referierte am Mittwochmorgen ein besonderer Gast: Die mehrfache Snowboard-Meisterin Ursula Bruhin sprach zum Thema «Gib niemals auf!»
Auf dem Tisch im Kirchgemeindehaus liegt ein schwarzes Snowboard. Mit geübter Hand befestigt Ursula Bruhin zwei gelbe, währschafte Stiefel darauf. Ein dumpfes «Klick» ist das untrügliche Zeichen dafür, dass das Brett und das Schuhwerk fest miteinander verbunden sind. «Die Bindung zu Gott ist vergleichbar. Ist sie gefestigt, ist sie ein Fels und bietet Halt», erklärt sie. Diese Beispiele hat Ursula Bruhin nicht von ungefähr gewählt, denn sowohl das Snowboard als auch der Glaube sind wichtige Bestandteile in ihrem Leben. Die 49-jährige Schwyzerin ist vierfache Snowboard-Weltmeisterin und sechsfache Snowboard-Schweizermeisterin und referierte am «Frauetreff Erlen spezial» über ihre Erfolge, Misserfolge und ihren Weg zu Gott.
Späte Karriere
Ursula Bruhin ist gelernte Konditorin/Confiseurin. Um in ihrer Freizeit ihre Leidenschaft ausleben zu können, arbeitete sie acht Wintersaisons in Zermatt. «Ich stand jede freie Minute auf dem Board», sagt sie. Zwei Jahre später fuhr sie ihr erstes Rennen, weitere folgten und jedes Jahr wurden es mehr. Relativ spät – mit 28 Jahren – entschied sich Ursula Bruhin, die sich selber als Perfektionistin bezeichnet, alles auf die Karte Snowboard zu setzen und ins Profilager zu wechseln. «Irgendwann geriet ich in eine Krise, durch die ich mein Selbstvertrauen verlor. Mein Leben war ein Scherbenhaufen und ich habe den Sinn nicht mehr gesehen», sagt sie. In dieser Zeit fand Ursula Bruhin zum Glauben. Gespannt lauschen die rund 60 Frauen und eine Handvoll Männer ihren Ausführungen. Nach den Olympischen Spielen 2006 in Turin, bei denen Ursula Bruhin den 7. Rang belegte, beendete sie ihre Profikarriere. «Stress, Existenzängste und fehlende Adrenalin-Kicks führten mich in ein Boreout, dessen Symptome dem Burnout gleichen», erzählt sie. Neben der Ausbildung zur Lebensberaterin und zum Coach half ihr auch hier wieder ihr Glaube, das Tief zu überwinden.
Geniessen nicht vergessen
Laut Ursula Bruhin sind Krisen nicht nur schlecht. «Wenn Sand ins Getriebe gerät, kann daraus eine Perle entstehen», sagt sie. Ihren Zuhörern rät Ursula Bruhin, zwar fokussiert ein Ziel zu verfolgen, dabei aber nie zu vergessen, das Leben zu geniessen. Zudem empfiehlt sie, die Ansprüche an sich selber herunterzuschrauben: «Es reicht, Mittelmass zu sein. Wir erwarten oftmals viel zu viel von uns selber.»Der Frauetreff Erlen findet alle vierzehn Tage statt. Am Dienstag, 24. April, wird das Thema «Gib niemals auf!» nochmals aufgegriffen.
Monika Wick