Freitag, 24. März 2017
Erlen. Das Echo ist riesig, der Bedarf somit ausgewiesen – so das Fazit des Projektteams «Familienergänzende Betreuungsangebote Tagesstrukturen Erlen», das am Mittwochabend über die Ergebnisse der Umfrage Tagesstrukturen informierte.
Vor rund 40 Personen informierten Erlens Gemeindepräsident Roman Brülisauer und Schulpräsident Heinz Leuenberger in der Schule Erlen über den aktuellen Projektstand. Brülisauer erinnerte daran, dass sich der Gemeinderat Erlen schon lange für familienergänzende Betreuungsangebote einsetze, da dies ein Gebot der Zeit sei. «Heute wollen Frauen und Männer aktiv im Beruf tätig sein und auch die Wirtschaft benötigt diese Arbeitskräfte», sagte der Gemeindepräsident. Eine Gemeinde könne ihre Attraktivität markant steigern, indem sie gute Tagesstrukturen anbiete. Nicht zuletzt deshalb hätten die Politische Gemeinde und die Schulgemeinde Erlen vor einiger Zeit an einem gemeinsamen Workshop die Prüfung von Tagesstrukturen und vorschulischen Angeboten als «prioritär» beschlossen.
Grosser Rücklauf
Das Ergebnis der Umfrage «Wie gross ist der Bedarf an Kinderbetreuungsangeboten in Erlen» stützt das Vorgehen der Behörden. «Wir wollten das Meinungsbild der Gesamtbevölkerung einholen», erklärte Brülisauer. Deshalb wurden alle Bewohnerinnen und Bewohner Erlens durch ein unabhängiges Institut zum Thema befragt. Von den 1685 angeschriebenen Haushaltungen kamen 718 Rückmeldungen, was einen hohen Rücklaufwert von 43 Prozent bedeutet. 68 Prozent bejahten, dass die Standortattraktivität einer Gemeinde durch eine Tagesstruktur zunimmt. 64 Prozent erklärten, dass auch eine kleine Gemeinde ein Tagesstruktur-Angebot anbieten solle. Allerdings sprachen sich auch 53 Prozent dafür aus, dass eine Gemeinde auf ein solches Angebot verzichten solle, wenn sie es sich finanziell nicht leisten könne.
Verantwortung bei Eltern
Zugleich meinten aber auch 40 Prozent, dass nicht alleine die finanziellen Möglichkeiten einer Gemeinde den Ausschlag für oder gegen Betreuungsangebote geben sollten. 68 Prozent der Befragten kamen zum Schluss, dass, wer Kinder habe, selbst schauen müsse, wie man mit der Doppelbelastung Kinder und Beruf über die Runden komme. «Hier müssen wir noch mit vielen Menschen das Gespräch suchen und Überzeugungsarbeit leisten», warb Brülisauer dafür, kritische Stimmen mit ins Boot zu holen. Diese Antworten führten zu zwei Fragen: Wie viele Eltern würden ihren Nachwuchs eine solche Tagesstruktur besuchen lassen? Und inwieweit wären sie dazu bereit, sich finanziell daran zu beteiligen? Wie es sich zeigte, wäre im Vorschulalter an allen fünf Wochentagen eine Betreuung der Kinder inklusive Mittagessen am attraktivsten (21 bis 31 Nennungen je Wochentag). Im Schulalter ist vor allem «Mittag mit Essen» (56 bis 78 Nennungen) gefragt. Aber auch die Zeitabschnitte «Morgen» (23 bis 35), «Früher Nachmittag» (31 bis 37) und «Später Nachmittag mit Zvieri» (31 bis 49) würden rege genutzt werden. «Das Resultat hat uns sehr überrascht, so dass wir eigens noch einmal zurückgefragt haben, ob das Interesse wirklich so hoch ist», erklärte Brülisauer.
Zur Mitfinanzierung bereit
Tatsächlich sei man ursprünglich davon ausgegangen, dass man bereits mit 20 Besuchen pro Tag eine solche Tagesstruktur attraktiv gestalten könne. «Dies nicht auch zuletzt, weil die Zahlungsbereitschaft der Nutzer vorhanden ist», sagte Heinz Leuenberger. Immerhin 26 Prozent würden 50 Franken je Kind pro Tag bezahlen, weitere 16 Prozent bis 65 Franken und nochmals 16 Prozent bis 80 Franken. Die Arbeitsgruppe wird sich nun mit der Detailorganisation, dem Raumbedarf und mit der Frage nach der Finanzierbarkeit einer Tagesstruktur befassen. «Die Finanzierung hängt von der Gestaltung der Angebote im Vorschulalter und Schulalter ab und muss sehr genau angeschaut werden», hielt Leuenberger fest. Über den Zeithorizont bezüglich einer Abstimmung an einer Gemeindeversammlung sagte er: «Eine solche wird frühestens im Mai 2018 realistisch sein.»
Christof Lampart