Freitag, 11. Oktober 2019

Neukirch a. d. Thur. Sie lagern in Estrichen, Kellern und Scheunen – alte Geräte und Maschinen, seit Jahren unbenutzt und unbeachtet. Walter Isler erweckt sie zu neuem Leben, hegt und pflegt sie.

Es rattert laut. Und mit jedem Hebel, den Walter Isler umlegt, um damit noch weitere Maschinen über die langen Antriebsriemen in Gang zu setzen, wird es noch lauter. Es ist dieses gleichmässige Rattern, das sogar den Boden zum Vibrieren bringt, das Walter Isler an seinem Hobby am meisten begeistert. «Nicht nur schön aussehen, sondern laufen müssen sie», sagt er. 

Gut vernetzte Sammler

Isler sammelt antike Geräte und Maschinen, die in der Landwirtschaft genutzt wurden. Der 54-Jährige ist Mitglied des Vereins Freunde alter Landmaschinen Sektion Ostschweiz (FALSO). Im Verein pflegt er den Kontakt zu Gleichgesinnten, die ihm mitunter beim Aufrüsten und Aufstöbern alter Gerätschaften helfen. Interessante Fundstücke findet er  aber auch im Internet, die oft günstig und manchmal sogar gratis zu haben sind. Ein Grossteil seiner Sammlung befindet sich seit weit über zehn Jahren in einer Scheune im Neukircher Weiler Aspenrüti. Diese muss er allerdings Ende Jahr verlassen, da die Liegenschaft verkauft wurde. «So viel ideale Fläche wie hier werde ich künftig wohl kaum haben», bedauert er. «Ich habe aber Verständnis dafür, dass der Hof eine neue Bestimmung erhält und bin dankbar, dass ich die Scheune so lange nutzen durfte.» Mit Prospekten von Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen begann die Sammelleidenschaft bei Walter Isler als er zwölf Jahre alt war. Für das Anschaffen von realen Maschinen war er noch zu jung. «Schade, damals hätte man sogar alte Traktoren noch gratis bekommen», schmunzelt er. Als jungem Familienvater fehlte ihm dann die Zeit, aber auch das Interesse, seinem Hobby weiter nachzugehen, erst 1995 nahm seine Freude am Sammeln wieder Fahrt auf. 

Einfallsreich und nützlich

Es sind vor allem die kleineren Maschinen und Geräte, deren grosse Vielfalt und der Erfindungsreichtum ihrer Erbauer, die ihn heute interessieren. Ein Grossteil seiner rund 50 historischen Maschinen und Geräte befindet sich im Obergeschoss der Scheune in Aspenrüti. Sie sind so miteinander verbunden, dass ein Motor mehrere davon gleichzeitig antreiben kann. Verschiedene Obstmühlen stehen neben Maschinen zum Stroh und Heu pressen, Kartoffeln und Äpfel schälen, Flachs und Steine brechen sowie zum Feilen herstellen. Für handwerkliche Arbeiten wurden mechanisch betriebene Sägemaschinen und eine Bohrmaschine genutzt, erste Waschmaschinen entlasteten die Arbeit der Hausfrauen. «Das ist eine Tresterstöcklimaschine», erklärt Walter Isler, den Lärm der Maschinen übertönend, «die Tresterstöckli, die damit gefertigt wurden, wurden zum Heizen verwendet.» Neben der Apfelschälmaschine klickt ein weiteres skurril anmutendes Gerät, welches das Bitzgi aus dem Apfel entfernt. 

Neues Steckenpferd «Obi»

Nicht nur bei den Geräten, auch rundherum gibt es in Islers Scheune viel zu entdecken. Unter anderem stehen auf den Balken der Wände alte, bemalte und beschriftete Treibstoffkanister, jeder für sich ein kleines Kunstwerk. Mit Gegenständen der Marke Obi bewahrt Walter Isler in einer Vitrine ein Stück Bischofszeller Industriegeschichte auf. Für ihn, der in Bischofszell-Nord aufgewachsen ist, sei das naheliegend, meint er zu seinem neusten Sammelprojekt. «Ich bin für alle Hinweise dankbar, die mir helfen, diese Sammlung zu erweitern.» Im Untergeschoss der Scheune in Aspenrüti stehen einige Oldtimer-Traktoren der Marke Meili, die Walter Isler einst vom verstorbenen Eigentümer der Liegenschaft übernehmen durfte. Neben historischen Motormähern, befinden sich aber auch eine zylinderförmige Maschine, ähnlich eines Kanonenrohrs. Wozu sie dient und wie sie funktioniert, ist dem Sammler noch nicht klar. «Die Herstellerfirma existiert noch und ist im Bereich der Steinbearbeitung tätig. Sobald ich Zeit finde, werde ich dort einmal vorbei gehen», sagt Isler. Er hofft, so dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Seine Prunkstücke präsentiert er gerne an Ausstellungen und Märkten. Manchmal vor grossem Publikum, manchmal im Kreise Gleichgesinnter. Auch seine Sammlung in Aspenrüti kann man bis Ende Jahr, gegen eine Voranmeldung unter Tel. 079 753 38 00, noch besichtigen. 

Hannelore Bruderer