Freitag, 3. März 2017

Bürglen. Der FCO-Campus verlässt Bürglen im Sommer 2018. Im Interview erklärt Schulpräsident Rolf Gmünder, warum dieser Entscheid auf die Volksschulgemeinde Bürglen nur geringe Auswirkungen hat.

Die FC St. Gallen AG und die FC Wil 1900 AG haben ihren Vertrag mit der Volksschulgemeinde Bürglen betreffend Future Champs Ostschweiz (FCO) fristgerecht aufgekündigt. Die Schüler der Eliteschule des Ostschweizer Fussballs sind seit Sommer 2012 im Schloss der Schule Bürglen untergebracht, Ende Juli 2018 werden die Nachwuchsfussballer einen neuen Campus erhalten. Der Anfahrtsweg – er beträgt durchschnittlich zwei Stunden pro Tag – sei gemäss interner Evaluation für die Mehrheit der Nachwuchsspieler zu zeitintensiv, schreiben die Verantwortlichen in ihrer Medienmitteilung. Es wird betont, dass die Zusammenarbeit mit der Schulbehörde, der Schulleitung sowie den Lehrpersonen sehr gut funktioniert habe. Die Qualität der Ausbildung in Bürglen sei hervorragend. Der Wegzug erfolge nur aufgrund der Distanz zwischen Schule und der FCSG-Akademie in St. Gallen. Eine von der strategischen Kommission FCO eingesetzte Projektgruppe evaluiert seit einigen Monaten alternative, näher gelegene Standorte. Wo dieser Ort sein wird, wollen die Verantwortlichen im Verlaufe des Jahres bekanntgeben. Durch den Wegzug des FCO-Campus nach St. Gallen ist die seit 2002 bestehende Thurgauer Sporttagesschule TST Bürglen nicht tangiert.

Herr Gmünder, wie viele Schüler umfasst der FCO-Campus in Bürglen?
Rolf Gmünder: Derzeit sind es 25, maximal hatten wir auch schon 29 Schüler. Sie werden in einer separaten Klasse altersdurchmischt unterrichtet. Die meisten kommen aus dem Kanton St. Gallen, vereinzelte stammen aus den Kantonen Appenzell, Graubünden und Glarus. Aus dem Thurgau sind zurzeit fünf Schüler im FCO-Campus.

Der FCO-Campus verlässt die Schule Bürglen Mitte 2018. Was sind die Auswirkungen auf den Schulbetrieb?
Rolf Gmünder: Auf unseren Schulbetrieb hat das grundsätzlich keine Auswirkungen, da der FCO-Campus als ­autonome Organisation geführt wird. Für den FCO-Campus sind zwei Hauptlehrer tätig. Wie es für sie weitergeht, ist noch offen, da noch kein Entscheid gefallen ist, wo der Campus hinziehen wird. Wir rechnen damit, dass die Verantwortlichen des FCO-Campus zu gegebener Zeit auf sie zugehen werden, damit ihr Know-how erhalten bleibt.

Wie schlägt sich das Ende der Zusammenarbeit mit dem FCO-Campus auf die Finanzen der Schule nieder?
Rolf Gmünder: Da der Campus als eigenständige Kostenstelle geführt wird, bei dem sich Aufwand und Ertrag aufheben, tangiert er die Rechnung der Schule Bürglen nicht. Wir werden durch den Wegzug aber weniger Mieteinnahmen haben.

Wie sollen die Räume im Schloss künftig genutzt werden?
Rolf Gmünder: Wir hatten schon vor dem FCO-Campus nicht benötigte Räume fremdvermietet, damals im Zeltli. Das könnten wir auch weiterhin machen. Im Moment haben wir aber besonders im Bereich der Primarschule steigende Schülerzahlen. In Bürglen werden derzeit auch viele neue Wohnungen gebaut. Wie sich dies auf die Schülerzahlen auswirken wird, können wir noch nicht abschätzen. Es ist also gut möglich, dass wir die Räume im Schloss selber belegen werden.

Im Schloss sind in den letzten Jahren verschiedene Investitionen getätigt worden. Wie nachhaltig sind diese?
Rolf Gmünder: Zuerst wurde der Bereich saniert, wo der FCO-Campus eingemietet ist. Im letzten Jahr folgte der obere Stock, wo die Dritt- bis Sechstklässler unterrichtet werden. Die Räume sind entsprechend den Bedürfnissen unseres Schulmodells mit Lernlandschaften eingerichtet worden, also genau so, wie wir sie brauchen.

Ist Fussball nach dem Wegzug des FCO-Campus an der Schule Bürglen weiterhin ein zentrales Thema?
Rolf Gmünder: Natürlich, denn die Thurgauer Sporttagesschule TST Bürglen bleibt in gleichem Umfang bestehen. Derzeit nutzen 44 Schülerinnen und Schüler dieses Angebot. Sie sind im normalen Schulbetrieb der 1. bis 3. Sekundarschule integriert. Mehrheitlich sind es talentierte Fussballer, die diese Form der kantonalen Begabtenförderung in Anspruch nehmen, aber auch Einzelsportler und -sportlerinnen der Sportarten Tennis, Reiten oder Eiskunstlauf. Mit den Verbänden dieser Sportarten gibt es entsprechende Vereinbarungen.

Hannelore Bruderer